Rezension

Killer-sein in Korea

Die Plotter - Un-Su Kim

Die Plotter
von Un-Su Kim

Bewertet mit 4 Sternen

Können Killer ein Gewissen haben haben und wenn ja, wie sieht dann dieses Gewissen aus? Oder ist es eher eine persönliche, geistige Abrechnung mit der eigenen Vergangenheit, wenn man spürt, dass die nächste Generation einem auf den Fersen ist und einem nach dem Leben trachtet?
Erzählt wird die Geschichte von Raeseng, einem 32-jährigen koreanischen Killer in Seoul, der quasi als Findelkind von Old Raccoon aufnommen, großgezogen und als Killer ausgebildet worden ist - das Kinderzimmer von Raeseng ist Old Raccoons riesige Bibliothek, auch "Dog House" genannt, zu der nur die Elite an zwielichtigen Gestalten Zugang hat. Von dort werden viele Jahrzehnte  die Fäden gesponnen - Aufträge erteilt, Besprechungen abgehalten und manchmal auch die sterblichen Überreste von Eliminierten in Urnen "präsentiert". Raeseng verfolgt viele Jahren das Geschehen von seinem Lieblingsplatz in der Bibliothek aus, stets ausgerüstet mit einem Buch, in denen er die Welt seiner Helden besuchen und bereisen kann, so bringt er sich als kleiner Junge selbst das lesen bei, was seinem Ziehvater nicht zusagt. Überhaupt scheint die Beziehung der beiden eher praktischer Natur zu sein - der Alte zieht sich einen Nachfolger bzw Killer groß und dem Jungen bleibt somit das Waisenhaus erspart - nicht wirklich liebevoll, aber eben Zweckmäßig. Die Liebe ereilt Raeseng mit Anfang zwanzig, als er nach einem verkorksten Auftrag aus Seoul für einige Zeit weggeschickt wird und versucht, sich für unbestimmte Zeit ein, nach außen hin scheinend, normales Leben aufzubauen. Er fängt unter einer falschen Identität eine Beschäftigung in einer Fabrik an und lernt dort eine junge Frau kennen, mit der er nach einiger Zeit zusammenzieht, diese allerdings nach einem halben Jahr ohne Abschied von ihr zu nehmen, wieder verlässt, nachdem Old Raccoon ihn nach Seoul zurück beordert.
Im Laufe der folgenden Jahre verändern sich die Dinge und auch die verschiedenen Charaktäre - Killer wie Plotter, streben nach Macht und einem Wechsel in der Führung.  Einzig Bear, eigentlich Inhaber eines Tierkrematoriums, der für einen Aufpreis natürlich auch unliebsam gewordene Menschen den Umständen entsprechend würdevoll einäschert, scheint stets gleich zu bleiben, er hat zu viele seiner "Kunden" persönich gekannt, um sie dann später selbst, als Auftrag,  entsorgen zu müssen. Raeseng spürt irgendwann, dass seine Zeit gekommen zu sein scheint, jemand will unbedingt seinen Tod, nachdem er einen Auftrag nicht korrekt ausgeführt hat und sich damit Feinde gemacht hat, auch später, als es galt, eine junge Frau zu töten, die zuvor von einem Freund Raeseng´s verschont wurde, hinterfragt er sein tun und ob die Drecksarbeit, die er jahrelang für andere ausgeführt hat, immer so hätte erledigt werden müssen. Er macht sich auf die Suche nach seinem vermeintlichen Killer, oftmals geplagt von Schlafmangel und quartalsmäßigen Suffattacken wühlt er im Dreck, den er einstmals selbst gelegt und verursacht hat. Er trifft dabei auf weitere, vom Leben gezeichnete Menschen, die nur ein Ziel verfolgen: Macht und Kontrolle.
Fazit: Das Buch kommt von außen sehr cool daher - eine wunderschöne Dahlie, die mit Blutspritzern quer über das Cover bedeckt ist, auch der Buchschnitt ist klasse - die Blutspritzer ziehen sich darüber fort und so weiß man gleich, dass man es hier mit einem Thriller zu tun hat... Thriller? Naja, irgendwie nicht so richtig, denn die Story hat viele spannende Elemente und auch der Prolog bzw Einstieg ist toll erzählt bzw die beiden Protagonisten sind gut ausgearbeitet, aber zwischendurch liest sich das Buch eher wie ein Roman bzw eine Erzählung. Dennoch hat der Autor einen sehr angenehmen Schreibstil, die Zeilen lesen sich sehr flüssig und auch der Hauptprotagonist ist gut ausgearbeitet. Man kann an seinen Gedankengängen und deren Entwicklung teilhaben, seine Zweifel, die Verzweiflung und das Leben, dass er aufgrund seiner Kindheit nie leben durfte, sein Bereuen, nie eine Familie gegründet zu haben, machen ihn irgendwie sympathisch, lassen ihn menschlich wirken. Schauplatz ist Korea, in dem noch viele alte Traditionen gelebt werden und den Menschen nicht immer den Raum zur Entfaltung lassen, wie es für uns selbstverständlich ist, dieses macht das Buch ebenfalls sehr lesenswert. Letztlich ist es anders, als dass, was man vielleicht erwartet hat, dennoch hat es mir "die Plotter" gut gefallen und ich gebe somit 4 Sterne!