Rezension

Kim Jiyoung steht stellvertretend für viele Frauen

Kim Jiyoung, geboren 1982 -

Kim Jiyoung, geboren 1982
von Nam-joo Cho

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:

Kim Jiyoung wird 1982 in Seoul / Südkorea als mittleres Kind einer wohl durchschnittlichen koreanischen Familie geboren. Das Buch begleitet Sie vom Tag der Geburt bis zu ihrem 34. Lebensjahr. In dieser Zeit muss Sie diverse Ungerechtigkeiten hinnehmen, die einzig darauf beruhen, dass Sie als Frau und nicht als Mann geboren wurde. So erhielt z.B. ihr jüngerer Bruder am Tisch seine Essensportion immer zuerst und hatte natürlich im Gegensatz zu seinen beiden Schwestern das Einzelzimmer der Wohnung. Auch in der Schule muss sie diverse Ungerechtigkeiten hinnehmen und später gestaltet sich der Einstieg in das Berufsleben schwierig, weil die männlichen Mitbewerber bevorzugt eingestellt werden. Und natürlich ist es Kim Jiyoung, die nach der Geburt des Kindes den Job aufgibt, während ihr Mann weiterhin bis nachts arbeitet.

Fazit:

Die Erfahrungen, die Kim Jiyoung machen musste, haben viele Frauen in ähnlicher Weise auch erlebt. So ist es tatsächlich die Stärke des Buches, für die (männlichen) Leser zu verdeutlichen, welche unterschiedliche Behandlung von Männern und Frauen bis heute gegeben ist, aber auch welche Fortschritte die Gleichberechtigung angetrieben durch den Feminismus schon erreicht hat. Daher finde ich das Buch sehr wichtig, weil man unweigerlich in eine politische Diskussion über die Gleichberechtigung und z.B. aktuelle Themen wie die Frauenquote einsteigt und das Buch hierfür eine gute Grundlage bietet. Was mich gestört hat, war der sehr nüchterne Erzählstil, der eher an ein Sachbuch, als an einen Roman erinnert. Manchmal hätte ich mir gewünscht, auch etwas über die Emotionen von Kim Jiyoung zu erfahren.