Rezension

Kind im Exil

Du springst, ich falle - Maryam Madjidi

Du springst, ich falle
von Maryam Madjidi

Es ist kein neues, aber immer aktuelles Thema , das Maryam Madjidi in ihrem Debütroman behandelt: das Suchen nach der eigenen Identität und der Zugehörigkeit von Kindern, die im Exil aufwachsen.

Als Sechsjährige landet Maryam  mit ihren Eltern nach der Flucht aus dem Iran in Paris. Ohne Sprachkenntnisse muss sie sich dort an der Schule zurechtfinden. Geplagt von Heimweh und Sehnsucht nach ihrer Großmutter verstummt sie zunächst. Dann jedoch absolviert das Mädchen sehr erfolgreich Schule und Studium und schafft schließlich, was ihren Eltern nicht wirklich gelingt: sie ist „integriert“. Ihre Muttersprache Farsi lehnt sie ab. Erst als Erwachsene wird ihr das Dilemma wirklich bewusst: gehört sie nun zu Frankreich oder zum Iran? Wo  ist ihre Heimat?

In leichter, schlichter Sprache schildert Madjidi ihre drei „Geburten“, wie sie die einzelnen Kapitel betitelt. Aneinander gefügte Episoden und poetische, märchenhaft anmutende Szenen bilden eine autobiografische Erzählung; die Beobachtungen und Ängste aus Kindersicht wirken unmittelbar und ohne Pathos. Eine chronologische Reihenfolge hält die Autorin nicht ein, vielleicht ebenfalls ein Zugeständnis an kindliches Erleben. Vor dem Hintergrund der brutalen Unterdrückung und Verfolgung im Iran erzählt Madjidi ihre eigene Geschichte, stellvertretend für viele andere Exilanten.