Rezension

Kinderarmut in Kathmandu

Die Dunkelheit zwischen den Sternen - Benjamin Lebert

Die Dunkelheit zwischen den Sternen
von Benjamin Lebert

Bewertet mit 2 Sternen

Nicht mal der Titel ist ein Original.

Kurzmeinung: Nur bedingt von Interesse. Zu wenig Hintergrund. Bleibt an der Oberfläche.
 

Der Autor verarbeitet die Eindrücke eines Kathmandu-Aufenthaltes, währenddessen er eine Art Praktikum in einem Kinderheim machte. So lobenswert es ist, das Leben der Kinder der unteren Armutsschichten zu bedenken, und deutlich zu machen, dass jedes Kind ein Individuum ist, das ein Recht auf Leben und Glück hätte, so wenig ist es dem Autor gelungen, seinen Roman in einen größeren Zusammenhang zu stellen, der ihn interessant gemacht hätte. 

Die drei Protagonisten Shakti, Achanda und Tarun sind die Handlungsträger des Romans, jeder erzählt aus der Ichperspektive. Das macht den Roman leicht lesbar und erreicht bei jugendlichen Lesern die notwendige Empathie. Die kindlich wirkende Sprache mit vielen Wortwiederholungen unterstützt diesen Eindruck. 

Doch wird weder über die Struktur des Recovery Home gesprochen noch über die Menschen, die dort arbeiten noch über die Probleme, die die Angestellten und Betreiber dort haben mögen, entweder mit den Behörden oder mit der Finanzierung oder mit sich selber oder mit den Kindern, ja, die Beziehungen zwischen den Erziehern und den Kindern ist Makulatur. Die Kinder scheinen sich selbst überlassen zu bleiben und vernachlässigt zu sein. Hintergründe des Landes sind vollkommen ausgespart. Diese eingeschränkte Erzählperspektive macht den Roman einseitig und leider auch langweilg. Da hilft es auch nichts, dass der Autor die Tage bis zu dem 2015 stattgefundenen Erdbeben herunterzählt, da die Story mit diesem Tag endet und der Roman erstens in völliger Hoffnungslosigkeit steckenbleibt und gleichzeitig unvollendet wirkt. Ganz bestimmt wird dadurch kein einziger Jugendlicher dazu angspornt, in einem der Armutsländer der Welt an einem Projekt teilzunehmen.

Fazit: Perspektivlosigkeit ist in einem Jugendbuch nicht hinzunehmen!

 

Kategorie: Jugendbuch
Fischer, 2017

Kommentare

katzenminze kommentierte am 31. Juli 2020 um 10:52

Ich bin ja nicht ganz überzeugt davon, dass es ein Jugendbuch sein soll. Ich würde ja sagen er hat das literarisch ernst gemeint. ;) Aber ansonsten kann ich dir nur zustimmen. Guter Hinweis zum Titel übrigens. :D

wandagreen kommentierte am 31. Juli 2020 um 11:43

Haha, Minzi: Ein Jugendbuch ist dann ein Jugendbuch, wenn ich sage, es ist eins. Ich würde es Jugendlichen in die Hand geben. Von 12 bis 14 mag es eine gute Lektüre sein. Für alle anderen aber von gähnender Langeweile.

Steve Kaminski kommentierte am 31. Juli 2020 um 13:40

Das ist doch eine gute Definition von Jugendbuch :-)