Rezension

Kinderkrimi???

Amandas Suche - Isabel Allende

Amandas Suche
von Isabel Allende

Bewertet mit 2.5 Sternen

Amanda ist lebensklug und ausgesprochen eigensinnig. Sie wächst in San Francisco auf, der Stadt der Freigeister. Ihre Mutter Indiana führt eine Praxis für Reiki und Aromatherapie und steht im Mittelpunkt der örtlichen Esoterikszene. Der Vater ist Chef des Polizeidezernats und ermittelt in einer grausamen Mordserie. Auf eigene Faust beginnt Amanda Nachforschungen dazu anzustellen, unterstützt von ihrem geliebten Großvater und einigen Internetfreunden aus aller Welt. Doch als Indiana spurlos verschwindet, wird aus dem Zeitvertreib plötzlich bitterer Ernst. Und Amanda muss über sich hinauswachsen, um die eigene Mutter zu retten. (Verlagsseite) 

Zunächst: Wieder einmal beweist Allende, dass sie ein Genre restlos beherrscht, den Familienroman. 
Vater, Mutter, Großeltern, Kollegen der Eltern, Patienten, Freunde -- ich habe drei Klebezettel gebraucht, um den Überblick über das Personal des Romans zu behalten.
Nicht alle Charaktere zeichnen sich durch Neuerfindung aus, bspw. kann Amandas Patentante Celeste Roko, die Hellseherin, ihre Vorfahren bis zum „Geisterhaus“ zurückverfolgen.
Esoterik, Magie, magischer Realismus – wieder ist alles da, was man von Allendes Romanen kennt und mag und was die Autorin wert- und urteilsfrei neben die realen Stränge der Erzählung setzt. 

Aber: Liebe liebe Frau Allende, was haben Sie sich dabei gedacht, ihren schönen Familienroman als Krimi aufzupeppen? Einen Krimi schreiben, das können Sie nicht; warum müssen Sie es dem Leser denn noch beweisen?
Die Ermittlungen werden nicht von Amandas Vater, dem Polizeiinspektor geführt, sondern von vier Kindern im Internet-Spiel „Ripper“. Und was für Kinder! Ein Hochbegabter, eine Magersüchtige, ein Sozialphobiker und ein Rollstuhlfahrer; Amanda als Moderatorin, ihr Großvater spielt mit, später ein Freund eines Verdächtigen. Die Hintergrundinformationen zu den Fällen werden den Kindern von Amandas Vater, Kollegin und Gerichtsmedizinerin frei Haus geliefert.
Also ein Szenario wie in einem Kinderkrimi. Aber das Buch ist definitiv kein Kinderkrimi.

Was den Täter angeht: Sicher hat Allende davon gehört, dass ein Krimileser am Ende eine Überraschung erwartet, und sich gedacht: Eine Überraschung ist gut, zwei Überraschungen sind besser als eine und drei sind besser als zwei. Bei Überraschung eins und zwei geht der Leser noch gerne mit, die dritte ist an den Haaren herbei gezogen. 

Nichts gegen Genremix, wenn er gekonnt verquirlt wird. Aber hier möchte man Allende zurufen: Schuster, bleibt bei deinem Leisten. Oder: Ach Schuster, wärst du doch bei deinem Leisten geblieben.