Rezension

Kindheit in Neapel

Meine geniale Freundin - Elena Ferrante

Meine geniale Freundin
von Elena Ferrante

Bewertet mit 5 Sternen

Im Neapel der 50er Jahre wachsen Elena und Lina (von Elena immer nur Lila genannt) im heruntergekommenen Stadtteil Rione auf. Ein einschneidendes Erlebnis macht die beiden Mädchen zu Freundinnen fürs Leben.

Obwohl die gemeinsame Herkunft in der ärmlichen Umgebung sie verbindet, könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein. Elena, Tochter eines Pförtners, ist ein liebes kluges angepasstes gefälliges Mädchen, sie lernt eifrig und wird deshalb von ihrer Lehrerin auch gegen den Willen der Eltern gefördert. Lila die Schusterstochter hingegen ist vorlaut, frech, manchmal fast durchtrieben. Obwohl Lila überaus intelligent ist, lassen ihre Eltern sie keine weiterführende Schule besuchen.

Elena, die Erzählerin, bringt uns die Geschichte einer Kindheit sehr lebhaft nahe. Im  Rione tummeln sich einfache, kinderreiche Familien, ständig im Kampf um das tägliche Bemühen. Freundschaften, Feindschaften, erste Liebschaften, die Furcht und Ehrfurcht vor den Camorristi, Anerkennung und Unterwerfung, der Wunsch nach Bildung und einem anderen Leben bestimmen die Tage der Mädchen.

Elena Ferrante hat mit ihrem Auftakt der Neapolitanischen Saga ein wundervolles Buch über das Erwachsenwerden geschrieben. Detaill- und facettenreich spart sie aber auch nicht - unterhaltsam gut verpackt - an sozialer und gesellschaftlicher Kritik. Der lange Weg in die Unabhängigkeit der Mädchen beginnt mit diesem Band, dem noch drei weiter folgen durften.