Rezension

Kirgisien, eine Liebeserklärung

Dshamilja - Tschingis Aitmatow

Dshamilja
von Tschingis Aitmatow

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im dritten Jahr des Krieges kämpfen viele Männer an der Front. Die Feldarbeit - vor allem in der Erntezeit - lastet schwer auf den Zurückgeblieben, Kindern und Frauen. Ganze Tage und Nächte verbringen sie auf den Feldern und hoffen immerzu auf die Rückkehr ihrer Männer, Söhne und Brüder oder wenigstens ein Lebenszeichen derer. Das Leben scheint an diesem Ort still zu stehen. Einzig Dshamilja sticht aus dieser Stagnation und Tristesse  hervor wie ein Leuchtfeuer. Sie ist die junge Frau eines Ausgezogenen - lebensfroh, selbstbewusst und wunderschön. Kaum kann sie sich der Avancen der zahlreichen Verehrer erwehren.  Bis eines Tages ein junger Mann von der Front zurückkehrt. Danijar ist ein sehr stiller, in sich gekehrter Mensch. Und doch trägt er so viel Liebe und Verbundenheit zu diesem Land in seinem Herzen, welches er einzig durch seinen Gesang zum Ausdruck bringt und dadurch die Menschen um ihn verzaubert und tief berührt. Mit diesem Gesang gelingt es ihm auch, das Herz Dshamiljas für sich zu gewinnen.

Bereits im Vorwort wird diese Geschichte als „die schönste Liebesgeschichte der Welt“ angepriesen. Und wirklich könnte man diese Geschichte mit einem wunderschönen Gemälde der kirgisischen Steppe vergleichen: In schillernden Farben und detailverliebt, sodass man immer und immer wieder etwas Neues entdecken kann. Tschingis Aitmatow verzaubert mit seinen Worten und macht den Leser zu einem Teil dieses Kunstwerkes. Förmlich hört man das Rauschen des Flusses, das Wiehern der Pferde oder spürt den vom Wind aufgewirbelten Staub auf der Haut. Dennoch wird die Geschichte um Dshamilja und Danijar dem vorangestellten Lob nicht gerecht. Zu wenig erfährt man über das Paar und die Entwicklung ihrer Beziehung, zu oberflächlich schildert der Autor ihr Gefühlsleben. Etwas mehr Tiefgang hätte der Geschichte keineswegs geschadet. So bleibt nur eine wundervolle, bunte Kulisse mit farblosen Akteuren als Nebenbesetzung und als Hauptdarsteller die Liebe des Autoren zu seinem Heimatland.