Rezension

Kitsch, unnötiges Drama und klischeehafte Charaktere

Black Box - Cassia Leo

Black Box
von Cassia Leo

Können nur diejenigen ertragen, denen realistische Charaktere schnurz sind und für die den einzig richtigen Partner zu finden die Lösung aller Probleme ist.

Inhalt

Zwei Mal sind sich Mikki und Crush bereits im Leben begegnet, beide Male haben ihr Leben verändert. Nun begegnen sich beide, die 19-jährige Mikki und der 21-jährige Crush, am Flughafen ein drittes Mal. Ihr Flug nach L.A. wurde wegen eines Schneesturms gecancelt und noch ahnen die beiden nicht, dass sie sich bereits von früher kennen und diese dritte Begegnung ihr Leben wieder entscheidend verändern wird.

Meine ausführlichere Meinung

Die Grundidee fand ich ganz nett und war vor allen Dingen gespannt darauf, wie es sein kann, dass die beiden sich bei ihrer bereits dritten Begegnung nicht sofort erkennen. Es ist der Autorin zugute zu halten, dass die Erklärung hierfür wirklich logisch ist (kann es jedoch nicht verraten, ohne zu spoilern).

Das erste Kapitel ist sogleich eine Art Prolog und kündigt eine Katastrophe an. Erzählt wird das Buch abwechselnd aus Mikkis und aus Crushs Perspektive, wobei Mikkis Sichtweise deutlich mehr Kapitel zugeteilt werden. Außerdem spielen manche Kapitel ein paar Jahre früher und geben somit einen Rückblick auf die früheren Begegnungen der beiden.

Mikki hat ein traumatisches Erlebnis hinter sich und ist bipolar. Heftiger Tobak, aber am Anfang fand ich das noch gut dargestellt von der Autorin. Komischerweise ist später kaum mehr die Rede davon und es dreht sich alles nur noch um die - zumindest für mich absurde und gefährlich abhängige - Liebesgeschichte zwischen Mikki und Crush.

Wegen des Schneesturms sitzen die beiden fest und verbringen nun die Wartezeit miteinander. Nachdem sie festgestellt haben, woher sie sich kennen, geht alles ruck-zuck. Bereits am zweiten Tag gesteht Crush Mikki, dass er sie liebt und sie nie vergessen konnte. Es wird sogar explizit gesagt, dass er diverse One-Night-Stands hatte, weil er seit Jahren auf der Suche nach ihr war. (Und Sex war wohl die einzige Möglichkeit ihr markantes Tattoo ausfindig zu machen, ist schon klar.) Und am dritten Tag sagt Mikki bereits, die eigentlich emotional eine krasse Vorgeschichte hat: "I want to go everywhere with you!" und es kommt ebenfalls zu kitschigen Liebesschwüren.

Wen das nicht abschreckt, sei vielleicht vor anderen Klischees gewarnt: war Mikki für mich (anfangs) ein interessanter Charakter, ist Crush der gut aussehende Milliardärssohn, ultimative Frauenschwarm und - jetzt kommts - auf dem besten Weg als Musiker durchzustarten. (Obligatorisches Liebeslied für Mikki natürlich inklusive.)

Es grenzt fast an eine Farce, wie Mikkis Familie auf ihre Funkstille reagiert. Denn trotz Mikkis Vorgeschichte als auch einer Nachricht, die sie hinterlassen hat, nehmen sie das alles angesichts Crushs Gegenwart einfach so hin und unternehmen nichts weiter. Passt nicht zu dem, wie die Familie vorher die ganze Zeit (übervorsichtig, besorgt und betüttelnd) geschildert wird.

Am Schluss gibt es noch mal einen Haufen Drama, aber alles endet gut. Tadaa! Keinerlei Rede mehr von Mikkis Problemen, die sie wundersamerweise dank Crush innerhalb weniger Stunden kuriert hat. Ja, ihr hat einfach nur der richtige Mann im Leben gefehlt, das ultimative Heilmittel für Bipolarität und die Bewältigung eines hochtraumatischen Erlebnisses! Ist klar.

Am Ende des Buches hat die Autorin noch eine Playlist angeführt, die ganz nett ist. Und auch die Tatsache, dass ein Buch namens "Black Box" eine große Rolle spielt, gefiel mir recht gut. Bis auf diese beiden Punkte war ich von dem Buch aber nur extremst genervt.

Fazit

Ich kann absolut nicht nachvollziehen, wie viele diese Geschichte für romantisch halten können. Für mich ist sie abstrus und zuviel unnötiges Drama, zuviel Angst vorhanden. Lesegenuss geht für mich anders und ich sehe dies sogar als Schlag ins Gesicht für alle, die an mentalen Problemen leiden: einfach den richtigen Kerl finden und alles wird gut! Genau...