Rezension

Kitschlos, anrührend, originell.

Winterseele. Kissed by Fear - Kelsey Sutton

Winterseele. Kissed by Fear
von Kelsey Sutton

Bewertet mit 4 Sternen

Ein mysteriöses Jugendbuch, das sich fast schon liest wie ein Thriller. Originelle Idee die, obwohl die Liebe eine wichtige Rolle spielt, überraschend kitschlos daher kommt. Leider bleiben zum Schluss einige logische Fragen offen.

Elizabeth ist eine ungewöhnliche junge Frau. Seit sie als Kleinkind einen Unfall hatte, ist sie anders. Ihre Mitmenschen können nicht begreifen, was an ihr nicht stimmt, und fast alle lehnen sie ab und ziehen sich von ihr zurück. Doch das macht Elizabeth nicht traurig oder wütend - nein - sie empfindet gar nichts. Das ist ihr Problem - sie ist 'immun' gegen menschliche Emotionen. Im Buch werden diese durch Geisterwesen in Menschenform verkörpert und Elizabeth kann sie (und andere Mächte, wie Elemente) sehen und mit ihnen reden, aber sie lösen in Elizabeth nichts aus. Fear (Angst) hat entgegen allen anderen Gefühlen Elizabeth trotzdem nicht aufgegeben und versucht, ihr Geheimnis zu ergründen. Er hegt Gefühle für Elizabeth, genau wie ihr Mitschüler Joshua, doch Elizabeth ist von beiden Jungen mehr irritiert als berührt. Sie wird aber beide brauchen, um zu ergründen, was die Träume, die sie Nacht für Nacht hat, bedeuten und um herauszufinden, wer sie wirklich ist.

Kelsey Suttons Roman ist ein durchaus anspruchsvolles Jugendbuch. Hier wird keine oberflächliche Liebesgeschichte erzählt, es geht um menschliche Emotionen, Charakterbildung, Schuld und Reue. Die Idee mit den verkörperten Gefühlen ist vielleicht nicht einzigartig, aber auf jeden Fall absolut unverbraucht und nicht alltäglich. Der Aufbau der eher düsteren Geschichte, dass sich alles auf ein Finale hin zuspitzt, in dem dann die Antworten geliefert werden und der Weg dahin, der manchmal recht blutig ist, erinnern mich, auch wenn das nicht mein Genre ist, an einen Thriller. Auch das ist ungewohnt 'erwachsen' für ein Jugendbuch. Kelsey Sutton hätte noch etwas eher 'zur Sache' kommen können, ich muss anderen Leserinnen zustimmen, die erste Hälfte des Buches zieht sich etwas. Die kurzen Kapitel und die spannende, neue Thematik haben mich aber trotzdem recht zügig vorankommen lassen.

Einziger Minuspunkt in meinen Augen ist die Logik. Wie genau die Gefühle und Elemente untereinander agieren (können) hat sich mir einfach nicht erschlossen. Hier blieben mir zum Schluss, obwohl inhaltlich alles geklärt war, zu viele Warum's übrig. Da musste ich immer an den Trickfilm 'Alles steht Kopf' denken, in dem ich die Funktionsweise und Interaktion von Gefühlen sehr anschaulich logisch umgesetzt fand, das ist in 'Winterseele' leider nicht annähernd so stimmig. Liest man darüber hinweg und hinterfragt man nicht zuviel, wird man mit einem spannenden Jugendbuch und einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte belohnt.