Rezension

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Klang vielversprechend, war eher enttäuschend

Oppression: Children of the Gods
von Jessica Therrien

Bewertet mit 2.5 Sternen

Auftakt einer neuen Fantasy-Reihe, der vielversprechend klingt, aber zumindest mich leider nicht überzeugen konnte.

INHALT
Elyse ist 89, sieht aber erst aus wie 18. Warum das so ist, weiß sie nicht wirklich. Ihre Eltern haben ihr nur gesagt, dass sie alle besonders sind und deutlich langsamer altern als andere Menschen. Mit ihren Eltern hatte Elyse immer in kleinen und abgeschiedenen Orten gewohnt, bis diese bei einem Autounfall ums Leben kamen. Dann hatte sie eine Frau als Pflegetochter bei sich aufgenommen: Betsy. Nachdem sich Elyse Betsy anvertraut hat, sind die beiden auch mehrmals umgezogen, damit niemand aufmerksam wird. Doch nun ist auch Betsy gestorben und Elyse hat sich entschlossen, eine Wohnung in San Francisco zu nehmen.
In der Nähe wohnt nämlich ihre einzige Freundin, die ebenfalls Elyses Geheimnis kennt: Anna, die inzwischen schon deutlich älter ist und eine 14-jährige Tochter hat.

In San Francisco trifft Elyse auf William. Der erste Typ, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Sie ist geschockt, als sie bei der ersten Unterhaltung mit ihm erfährt, dass William nicht nur weiß, wie sie heißt, sondern auch, was sie ist: eine Descendant. Also eine Nachfahrin derjenigen, die wir Menschen als griechische Götter kennen. Obwohl es eigentlich nie Götter waren, sondern eben nur sehr langsam alternde Leute mit speziellen Fähigkeiten, die ihre Position ausgenutzt haben und den Leuten glauben gemacht haben, dass sie eben Götter haben. Überraschung: William ist auch ein Descendant. Ja, es gibt natürlich noch viel mehr draußen. Und noch eine Überraschung: Es gibt eine Prophezeiung laut der Elyse eine entscheidende Rolle spielen wird in einem Kampf zwischen den Descendants und dem Council, der strikt dagegen ist, die Identität der Descendants den Menschen zu verraten und ihnen mit ihren Fähigkeiten zu helfen. Überraschung Nummer Drei: William und Elyse sind füreinander bestimmt. Das war es dann eigentlich in diesem Band auch schon. Ach ja, da wäre dann noch Elyses Menschenfreundin Anna, die an Brustkrebs leidet. Und nur Elyse kann sie heilen... doch wenn sie das macht, hat sie gegen die Regeln des Councils verstoßen.

MEINE MEINUNG
Ich bin ja ein Fan von Fantasy, welche die griechische Mythologie als Basis nutzt. Und für mich klang vor allem die Idee, dass die griechischen Götter nie wirklich Götter waren, sondern eben nur deutlich langsam alternde "Leute" mit speziellen Fähigkeiten, die ein bisschen größenwahnsinnig und machtgierig waren und sich lediglich als Gottheiten ausgegeben haben, vielversprechend. Aber das war auch ziemlich das Einzige, was mich an diesem Buch begeistert hat. Details folgen unten, aber als Spoiler. Ingesamt gab es wenig Action, was ich zwar nicht schlecht finde, aber besonders zu Beginn des Buches für mein Gefühl ein bisschen zu langatmig war. Wenn schon der Klappentext einem verrät, dass Elyse eine Descendant ist, dann möchte ich nicht vier oder fünf Kapitel warten müssen, bis es im Buch selbst enthüllt ist, wenn in diesen Kapiteln sonst nichts passiert. Es bleibt abzuwarten, ob Band 2 besser sein wird. Ich bin mir zumindest nicht sicher, ob ich es überhaupt noch lesen werde.

SPOILER Warum ich das Buch nicht so gut fand
- Es macht für mich keinen Sinn. Jahrelang wird Elyse versteckt verhalten, obwohl William und sein Vater genau wissen, wo sie ist. Dann auf einmal entscheiden sie, dass es der Zeitpunkt sei, dass sie über die Descendants aufgeklärt wird. Warum auf einmal jetzt? Dafür gibt es keinerlei Grund oder aktuellen Anlass. Sehr willkürlich.
- Die Prophezeiung. Man erfährt nie, was genau diese eigentlich besagt, nur dass Elyse, die letzte und einzige Heilerin, eine entscheidende Rolle spielen wird.
- William und Elyse: ja, Liebe auf den ersten Blick, alles schön und gut. Aber hier ging es mir dann doch zu schnell. Vor allem Dingen das Kennenlernen, bestehend aus einem einzigen Date, bis hin zum ersten Kuss und direkt danach dem Ich-werde-dich-für-immer-und-ewig-Liebesschwur ist wahrscheinlich nur für Hardcore-Romantiker nicht schwer zu schlucken.
- Noch eine Art Prophezeiung, in der Elyse die tragende Rolle spielt: Sie und William werden Eltern des kommenden Orakels werden. Oh, seht ihr? Die beiden sind einfach füreinander bestimmt!
- Williams Vater sagt Elyse, dass niemand von ihren Heilkräften wissen darf, aber im Institut (der Schule der Descendants) muss sie beim Kampftraining Klassenkameraden heilen. Das macht noch keinen stutzig. Erst später kommen die anderen darauf: Moment, war da nicht eine Prophezeiung? Ehrlich?!
- Kara. Sie muss für den Council arbeiten und verfolgt Elyse, soll sie eigentlich töten, wenn etwas nicht nach Plan verläuft. Sie wird teils als eiskalte Killerin dargestellt, dann auf einmal ist sie wieder nur Mitläuferin und plötzlich Rebellin und stellt sich gegen den Council. Für mich ein widersprüchlicher Charakter, den ich der Autorin einfach nicht abkaufe.
- Alles in allem gab es für mich einfach zu viele Unstimmigkeiten. Auch die Szenen, in denen unschuldige Menschen umgebracht werden oder sterben müssen, um die Identität der Descendants geheim zu halten, wirken wie einfach so reingeklatscht um ein bisschen Drama zu erzeugen in diesem doch sehr vergleichsweise actionarmen Buch. Wenig Action ist für mich überhaupt kein Problem, aber dann muss der innere Konflikt für mich besser ausgearbeitet sein, was hier leider nicht der Fall ist.