Rezension

Klappentext trifft es nicht ganz.

Katzenauge
von Margaret Atwood

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Buch wird als "Erinnerung an Kindheitsmuster ohne Nostalgie und die Grausamkeiten von Mädchenfreundschaften" beschrieben, aber ich finde, das trifft es nicht ganz.
Elaine kommt, nach einem glücklichen Leben mit ihren Eltern und ihrem Bruder in der Wildnis, mit 8 Jahren nach Toronto um dort die Schule zu besuchen und sesshaft zu werden. Nur schwer gewöhnt sie sich an die Gepflogenheiten der "Stadtmenschen" und ist dafür prädestiniert die "Underdog"-Rolle in der neuen Mädchengruppe zu besetzen. Mit dem geschulten Blick der kleinen Insektenforscherin (die Professur ihres Vaters), lernt sie schnell, die Schuld bei sich selbst zu suchen, sich selbst als unzureichend zu sehen. Wie eine Wissenschaftlerin steht sie neben sich, beobachtet nur und greift nicht ein.
Ihre Eindrücke vom Leben verarbeitet sie in Kunst. Sie malt, was sie hätte erzählen können und lässt sich auch auf dem Weg zur "Malerin" von Männern führen. Zaghafte Ansätze von Gebrauch der Macht ihrer Weiblichkeit sind zu erkennen, hauptsächlich in Protestaktionen mit anderen Künstlerinnen zusammen.
Letztendlich bleibt sie aber immer eine stille Beobachterin der Geschehnisse in ihrem Umfeld. Selbst ein Wiedersehen mit ihrer alten "Schulfreundin", bringt sie nicht dazu, ihr aus der Patsche zu helfen. Eingebettet in das "bürgerliche" Leben, bleiben Elaine kurze Ausflüchte, die sich aber nur als Blick in die Vergangenheit uns somit als Sackgasse erweisen.

Für mich war es ein Buch über eine gescheiterte Emanzipation, eine Geschichte über eine Frau, die in sehr ruhigen und distanzierten Tönen über ein Leben spricht, dem sie nie widersprochen hat, aber klar zum Ausdruck bringt, dass es glücklicher hätte sein können, wenn ... ja wenn... ja was eigentlich? Das hat mich nachdenklich gemacht.

Atwood ist eine brillante Erzählerin, die nicht mit dem rot blinkenden Pfeil die Sachen benennt, sondern jeden Leser des Pudels Kern selbst entdecken lässt.