Rezension

Klare Leseempfehlung

Mutter, schafft -

Mutter, schafft
von Linda Biallas

Bewertet mit 4.5 Sternen

 

Die Autorin und Sozialarbeiterin Linda Biallas ist Mutter zweier Kinder, arbeitet Vollzeit und teilt sich mit den beiden Vätern der Kinder die Care-Arbeit. In ihrem Sachbuch „Mutter, schafft - die Rolle der Mutter im Kapitalismus und Patriarchat: ein Aufruf zur Revolution“ setzt sich Linda ausgehend von ihrer eigenen Situation mit einer feministischen Mutterschaft auseinander. Ein Thema, das ihr bis dahin nicht so präsent war. Und das bislang auch wenig Raum in der aktuellen feministischen Debatte einnimmt.

Sie beleuchtet unter anderem die Rollenzuschreibungen, die an weiblich und männlich gelesene Personen gestellt werden, als auch weshalb an Frauen andere Ansprüche gestellt werden als an Männer. 

„Es gibt Hausmänner. Es gibt Karrierefrauen - aber übrigens keine Karrieremänner, Männer sind einfach Männer, da ist ein hoher Stellenwert für das Berufsleben normal.“ (S. 30) 

Sie prangert auch an, wieso sich einige Vater einfach aus der Sorgeverantwortung ziehen, obwohl sie doch sonst so durchsetzungsstark im Job sind. „ (…) wie bereitwillig manche Väter diese Behandlung ihrer Partnerin auf dem Arbeitsmarkt hinnehmen, während sie für sich selbstverständlich das Recht herausnehmen, sich gar nicht erst in diese Situation zu begeben.“ (S. 76) 

Denn genau das, habe ich bei vielen Freundinnen erlebt nach der ersten Schwangerschaft. Ihr Partner wollte keine Einbußen im Job hinnehmen, aber von der Frau wurde dies einfach erwartet und als gegeben hingenommen. Und das waren oftmals Männer die sich an anderer Stelle für Gleichberechtigung einsetzen, an diesem Punkt hört es dann aber auf, weil es zu unbequem wird. Natürlich ist hieran auch das System schuld, dass ihnen weismachen will, dass „echte Männer“ sich eben nicht um die Care-Arbeit kümmern und Karriere machen. Ebenso gilt dies nicht für alle Männer. 

„Sie gewinnen eine günstige Care-Arbeiterin, die ihnen den Rücken freihält und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf allein schultert.“ (S. 77)

Weiter geht es mit der Altersarmut von der wiederum vor allem Frauen betroffen sind, da sie nach einer Schwangerschaft oftmals nur noch in Teilzeit arbeiten. Gleichzeitig werden Alleinerziehenden diskriminiert und heterosexuelle Paarbeziehungen vom System weiterhin am besten „entlohnt“ und belohnt. Sie zeigt ganz deutlich auf, dass eine Verbesserung der Situation nur stattfinden kann, wenn das System an sich reformiert wird und die Belange der Betroffenen endlich ernstgenommen werden und nicht nur allibimäßig miterwähnnt werden.

Sie bietet mit ihrem Buch ein sehr umfassend recherchiertes und fundiertes Buch, das am Ende einem Glossar enthält, der die wichtigsten Wörter noch einmal definiert. Gleichzeitig nimmt sie immer wieder persönliche Erfahrungen auf und bot mir damit eine ganz neue Perspektive. Einige Kapitel haben mich dabei mehr angesprochen als andere.

Teilweise wiederholen sich Aspekte und manchmal wird mir etwas zu viel generalisiert, was teilweise auch den Quellen geschuldet ist. Ein sehr wichtiges Werk, das gerade auch von Personen ohne Kinder gelesen werden sollte. Klare Leseempfehlung von mir!