Rezension

Klare Leseempfehlung

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
von Elizabeth Laban

Bewertet mit 5 Sternen

Traditionsgemäß beziehen die Schülerinnen und Schüler des Abschlußjahrgangs des Irving-Internats ihr eigenes Zimmer und es gehört dazu, dass der Vorgänger ein "Geschenk" für den Nachfolger hinterlässt. Das sind ganz unterschiedliche Dinge, mal eine Flasche Wein, eine vergammelte Pizza, ein Gutschein für ein Restaurant, oder alte Bücher oder oder oder. Duncan gehört jetzt auch zum Abschlußjahrgang. Gespannt, welches Zimmer er zugewiesen bekommt, ist er auf jeden Fall. Aber dass es ausgerechnet das Eckzimmer, das alte Zimmer von Tim Macbath ist, lässt sofort Bilder vor ihm auftauchen, an die er lieber nicht mehr denken würde. Der Schnee, das viele Blut überall... Natürlich hat Tim ihm etwas hinterlassen. Es ist ein Stapel CDs und ein Brief, in dem er Duncan bittet, sich die CDs anzuhören, denn es ist ihm sehr wichtig, dass Duncan weiß. wie es damals soweit kommen konnte.

Meine Meinung

Schon beim Lesen des Klappentext war mein Wunsch, dieses Buch zu lesen, geweckt. Es erinnerte mich an ein anderes Buch, in dem ein junges Mädchen vor ihrem beabsichtigten Tod Kassetten besprochen hatte, um sich zu erklären.
Hier konnte ich nur hoffen, dass es nicht um den Tod des jungen Mannes ging.
Das Ganze fängt entspannt an, als Duncan in sein Zimmer zieht. Eigentlich gelten seine Gedanken im Moment nur einem Thema: Der Abschlussaufsatz zum Thema Tragödie. Dazu fällt ihm auch gleich wieder dieser eine Tag ein, an dem die Tragödie geschah. War das eine Tragödie? Ein Unfall? Die Autorin lässt den Leser mit diesem Gedanken ersteinmal im Dunkeln.

Dafür beginnt mit dem Hören der CDs die Geschichte um Tim, dem Albino, dem blassen Jungen, ein Außenseiter, der gerne mal von den anderen gemobbt wird, weil er eben so anders ist. Dementsprechend ist Tim nicht nur Fremden gegenüber sehr zurückhaltend, auch bei ihm bekannten Personen ist er sehr vorsichtig und immer in Hab-Acht-Stellung. Also hat er auch nicht wirklich Freunde. Um so schöner ist daher die Geschichte, um die es auf den CDs geht. Freundschaft, Verlieben, Liebe, das sind die passenden Schlagworte. Dumm nur dabei, dass Tim sich wegen seiner Erkrankung so sehr schämt, dass er bestimmte Regeln seiner Gesundheit gegenüber nicht einhält und dadurch nicht nur sich selbst, sondern auch andere in Gefahr bringt.
Und es gibt noch ein Problem: Diejenige, in die Tim sich verliebt hat, ist Vanessa. Er hat sie schon auf dem Weg zur Schule am Flughafen kennen gelernt, ohne zu wissen, dass sie ebenfalls auf das Irving-Internat geht. Und Vanessa hat einen Freund, Patrick, der ebenfalls dort im Internat lebt.
Da frage ich mich schon, ob es das wert ist, dafür seine Gesundheit so aufs Spiel zu setzen.
Um das heraus zu bekommen, konnte ich kaum das Buch aus der Hand legen. So ähnlich ging es auch Duncan, der immer wieder auf die CDs zurückgriff, obwohl er unweigerlich auf das ihm bekannte Ende zusteuerte, das vieles verändert hat. Schwierig, hierüber zu berichten, ohne allzuviel zu verraten.

Während seiner Erzählungen spricht Tim Duncan direkt über die CDs an, die Abschnitte über Duncan werden aus der Sicht des Erzählers berichtet.
Die Autorin bringt Tims Gefühle sehr gut rüber, seine Unsicherheit, seine Ängste, immer das Gefühl zu haben, dass ihm jemand eine Fall stellt, aber auch sein Verliebtsein, dieses Hochgefühl. Obwohl mir klar ist, dass betroffene Personen so etwas nicht hören möchten, tut er mir sehr Leid. Das Gefühl von Vertrauen und Ungezwungenheit ist ihm nie wirklich begegnet und fremd, das spürt man immer wieder in seinem Handeln und Denken. Die Personen sind mir allesamt sympathisch, sogar der sehr oberflächlich denkende Patrick. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen, und die Geschichte so fesselnd, dass es kein Halten gibt.

Unterm Strich

Ich finde das Buch sehr gelungen, es ist eine gute Idee, wie es umgesetzt wurde. Von mir dafür auf jeden Fall eine Leseempfehlun