Rezension

klare Leseempfehlung!

Und dann weiß jeder, was ihr getan habt - Christian Linker

Und dann weiß jeder, was ihr getan habt
von Christian Linker

Bewertet mit 5 Sternen

Ein großes Unglück, oder ein Verbrechen? Auf einer Klassenfahrt ist das Unfassbare geschehen. Und alle, die etwas wissen müssten, schweigen. Das kann und will Muriel nicht auf sich sitzen lassen! Sie will diese Ungerechtigkeit rächen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Aber ist das was sie sich ausgedacht hat wirklich der richtige Weg?

Als ich zum ersten Mal von diesem Buch gehört hatte, war ich hin- und hergerissen. Einerseits hat mich die Idee in Kombination mit der Bezeichnung als Thriller neugierig gemacht. Andererseits hatte ich etwas Angst, dass das Ganze zu teeniemäßig werden könnte.

Da ich bislang noch kein Buch aus der Feder von Christian Linker gelesen habe, habe ich ich einfach mal mutig überraschen lassen. Und was solide sagen? Ich habe es nicht bereut!

Die Gründe dafür sind vielfältig, kommen wir zuerst zum Grundgerüst.

Erzählt wird die Geschichte im Wechsel aus den Perspektiven der Charaktere, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Der Leser wird direkt angesprochen und so lernen wir quasi hautnah die einzelnen Personen kennen. Der Pausenclown Lenny, die irre Muriel, die systemkritische Feministin Özge, der coole Partymacher Constantin und die zurückhaltende Daria, der leider eine gehörige Portion Selbstbewusstsein fehlt. Alle erleben wir mit all ihren Facetten, erleben Rückblicke und Ihre Gedanken, was nach und nach immer tiefere Charaktere entstehen lässt. Oftmals offenbaren sich dem Leser so auch ungeahnte Züge und Eigenschaften, die uns jeden von ihnen näher bringt.

Aber das allein war es nicht, was dieses Buch für mich zu einem Highlight werden ließ, sondern eher die Tatsache dass es wirklich vieles ist, jedoch nicht das „reine“ Teenagerdrama, das ich ein Stück weit erwartet hatte. Dieses Buch ist eindeutig mehr als das.

Erahnen konnte man es bereits bei der stellenweise getroffenen Wortwahl und den aufgegriffenen Themen. Es geht um Rassismus -unterschwellig wie offensichtlich-, Hass, Akzeptanz und Toleranz. Wobei wir uns gerade bei den letzten beiden auch ein Stück weit mit dem Unterschied zwischen den Begriffen beschäftigen. Christian Linker verpackt meines Erachtens ein paar sehr gute Themen in seiner Geschichte und gibt somit gelungene Denkanstösse, die nicht selten auch ein gutes Stück weit gesellschaftskritisch sind. Für mich ist dieses Buch so zu einem absoluten Highlight mutiert, denn es ist bedeutend tiefgründiger als erwartet und besticht durch Wortwahl, Themen und Ausdrucksweise. Eine wirklich erfreuliche Wendung!

Auf jeden Fall stachelt es dazu an offen und hilfsbereit sein. Vielleicht einfach nur, „weil man es kann“ ;)

Eine deutliche Leseempfehlung von mir!