Rezension

Klare Leseempfehlung für diesen tollen Krimi

Der Angstmann - Frank Goldammer

Der Angstmann
von Frank Goldammer

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch beginnt direkt sehr aufregend. Im Gebäude der Bundesrudergesellschaft Dresden wird eine Frauenleiche gefunden und Max Heller von der Kriminalpolizei begibt sich zum Tatort. Der Mörder möchte offensichtlich, dass die Leiche gefunden wird, denn anstatt sie in die nahe gelegene Elbe zu werfen lässt er sie schrecklich zugerichtet am Tatort liegen. 

Mittel und Zeit für die Mordermittlungen sind begrenzt, das macht das Verhalten von Hellers Vorgesetzten Rudolf Klepp deutlich. Klepp ist durch und durch ein Nazi und glaubt selbst kurz vor Kriegsende und dem damit immer nähernd rückenden Ende des deutschen Reiches, an den Endsieg. Er denkt absolut engstirnig und versucht mit allen Mitteln Hellers Ermittlungen zu sabotieren und schnellst möglich zu beenden.

Auch fehlt es Heller an Personal für die Mordermittlungen, denn alle brauchbaren Männer sind an der Front und die wenigen, die noch da sind, warten so gut wie alle auf einen Marschbefehl. Die einzig ehrliche Unterstützung bekommt Heller scheinbar von dem Arzt Alfred Schorrer. Denn auch er scheint politisch genauso wenig von Hitlers Regime und vom Krieg zu halten wie er selbst, auch wenn es aus Angst niemand offen ausspricht.

Dadurch, dass dieser Krimi im 2. Weltkrieg spielt ist er schon mal etwas ganz Besonderes. Dem Ermittler ist es nicht mal grade möglich Verstärkung über ein Handy anzufordern oder auf die digitale Welt für die Ermittlungen zurückzugreifen.

Der Charakter von Max Heller gefällt mir sehr gut. Er wohnt zusammen mit seiner Frau Karin in einem Mehrfamilienhaus und gemeinsam haben sie zwei Söhne, die beide an der Front kämpfen. Schon lange haben sie nichts mehr von ihnen gehört und so ist unklar, ob sie noch Leben. Heller steckt all sein Herzblut und seine Zeit in die Ermittlungen, er möchte diesen Fall lösen, aber begibt sich dabei auf einen schmalen Grad. Denn schnell kann ein falsches Wort oder ein falscher Schritt als Volksverhetzung gelten. Prinzipientreu und ehrgeizig setzt er alles daran, trotz der schlechten Bedingungen, den Frauenmörder zu finden.

Die Kapitel sind bis auf wenige Ausnahmen nicht zu lange und immer mit einem Datum und der Tageszeit versehen. Den Schreibstil finde ich wirklich sehr gut. Die einzelnen Szenen sind ausführlich und so beschrieben, dass man es sich richtig gut vorstellen kann. Vor allem die Beschreibung des Tages, an dem im Dresden bombardiert wurde. Hier gab es vielleicht einen etwas zu großen Zufall, über den man aber auch gerne hinweg sieht, denn selbst im Krieg gab es kleine Wunder.

Die Geschichte ist nicht durchgehend spannend, aber es gibt immer wieder interessante Wendungen, Ereignisse und Verstrickungen, genauso, wie ein guter Krimi sein sollte. Die Charaktere haben mir alle sehr gut gefallen und manchmal steckt mehr Menschlichkeit in jemandem drin, wie man vielleicht vermutet. Es gab im Krieg viele Mitläufer, die aus Angst falsch handelten, was auch in dieser Geschichte oft deutlich wird.

Fazit

Da dieses Buch im 2. Weltkrieg spielt, bekommt die Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre. Zusätzlich zu den grausamen Morden kommt noch das Leid und die Not der Menschen hinzu, von dem auch der Hauptprotagonist nicht verschont bleibt. Ich fand diesen Krimi zwar nicht immer spannend, aber die Charaktere, die Detailsreiche Beschreibung der Ereignisse und der Schreibstil haben mir sehr gut gefallen. Von mir bekommt dieses tolle Buch auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung für alle Krimi-Fans. Ich freue mich schon darauf bald die Fortsetzung zu lesen.