Rezension

Klare Lesempfehlung von mir

Zwischen den Atemzügen - Britta Röder

Zwischen den Atemzügen
von Britta Röder

Bewertet mit 5 Sternen

"Hatte sie wirklich geglaubt, eine einzige verpasste Chance sei für ihr gesamtes Leben verantwortlich ?" S. 72

Olli arbeitet in einem ungeliebten Beruf, der ihm auf den Magen schlägt. Als das "Faß" dann eines Tages buchstäblich überläuft und er seinem Chef auf den Schreibtisch kotzt, rennt er davon. Dabei trifft er zufällig auf Leokardia, die sich kurzentschlossen entschließt zu flüchten, davon zu rennen, weg von....ja, das ist anfangs noch das große Unbekannte.
Ein rasanter Roadtrip beginnt in Frankfurt und führt die beiden schnell nach Frankreich. Doch egal wo sie auftauchen, der Tod scheint sie zu begleiten und zu verfolgen. Überall wird gestorben, immer in unmittelbarer Nähe der beiden.

"...aber sie war einfach nicht verrückt genug, um als
verrückt abzutun, was in Wahrheit völlig vernünftig war. Der Tod war ihr
Verfolger". S. 51

Britta Roeder ist mit ihrem zweiten Buch wieder einmal ein kleines Kunstwerk gelungen. Ein verrückter Roadtrip, bei dem der Tod ein ständiger Begleiter ist. Mit Sätzen, die so viel mehr aussagen können. Sätze, die die (Lebens-)Umstände, die Gedanken, die Gefühle, die Wahrheiten so gekonnt gut darstellen können, Sätze, die aber auch Lebensweisheiten ausdrücken, die zum Nachdenken anregen.

Sie wechselt in ihrer Erzählweise zwischen den Protagonisten Olli und Leokardia, aber auch der Polizist Jean Loup, der auf das Pärchen aufmerksam geworden ist und Ollis Kollege Jo Gabor, der sich auf den Weg macht um Olli zu finden und zu helfen, bekommen ihren Part in der Erzählung. Genauso, wie viele andere Menschen, die leider nicht überleben, von denen wir aber einen Teil ihres Lebens mitbekommen.

Besonders hervorheben möchte ich dabei die aussergewöhnlich gelungenen Wechsel zwischen den Abschnitten, bei dem die Autorin immer die letzten und ersten Sätze durch Details verknüpft !

"Zwischen den Atemzügen" ist ein Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte. Zeit zum genießen, aber auch Zeit um zu begreifen. Zeit, zum erschauern, zum mitfiebern, manchmal auch zum Kopfschütteln. Viele Tote kreuzen den Weg der Protagonisten, viele Todesarten müssen gestorben werden. Auch wenn es ein ungewöhnlicher, manchmal auch überdrehter Roman ist, macht es dennoch Spaß mit auf diese außergewöhnliche Reise zu gehen.

Überall können wir Spuren unseres eigenen Lebens erkennen,
Parallelen entdecken. Die Figuren sind aus dem Leben gegriffen. Lange
hat mit kein Buch mehr so berührt, hat mich so mit der Nase auf so
substantielle Dinge hingewiesen.

"War es ein Fehler, so sehr am Leben zu hängen, wenn man Ende ja doch sterben musste? War das Leben sinnlos, weil es endlich war? Nein, das Leben war sich selbst genug und egal, wie lang oder kurz es dauerte, alleine darin lag sein Sinn. Der einzige Sinn des Lebens war das Leben selbst und das, was man daraus machte". S. 225

Es ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Über das Leben und über den Tod. Über das Vergangene, aber vor allem über das Hier und Jetzt. Über das was wichtig ist.

Der Roadtrip ist rasant, tiefsinnig, aber auch skurril und überspitzt.
Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung !