Rezension

Klartext in Krimiform, mit einiges Schwächen

Die Schlange - Martin Wehrle

Die Schlange
von Martin Wehrle

Bewertet mit 3 Sternen

Ein aufklärender Kriminalroman thematisiert das Mietermobbing. Erschreckende Machenschaften und eine unglaubwürdige Protagonistin.

Susanne Mikula ist Journalistin mit einer posttraumatischen Belastungsstörung. Aus finanziellen Gründen muss sie ihren Job wieder aufnehmen und akzeptiert ein Angebot, das die Recherche über Winkelzüge einer großen Immobilienfirma beinhaltet. Dabei muss sie investigativ vorgehen und gerät dadurch in enorme Gefahr.

Dieses Buch musste ich unbedingt lesen, denn hier geht es um die grenzenlose Gier nach Profit, ausgetragen auf dem Rücken von Wohnungsmietern. Ich finde es wichtig, dass man dieses hochaktuelle Thema anspricht und ins Bewusstsein der Menschen bringt, und sei es auch „nur“ durch einen Kriminalroman. Mit seinem zweiten Buch „Die Schlange“ hat sich Martin Wehrle dessen angenommen.

Schon in den ersten Kapiteln zeigt sich, dass der Autor eine klare Sicht auf die Dinge hat, nicht nur hinsichtlich der skrupellosen Machenschaften von Immobilienriesen, sondern auch im Bereich der Jobsuche. Ich musste schmunzeln, wie klar Wehrle das ausspricht, was die meisten Bewerber ständig erleben, nämlich die von ihm sogenannten „Verstellungsgespräche“, sind Vorstellungsgespräche doch eher ein festgelegtes, theaterreifes Frage- und Antwort-Spiel.

Die im Krimi verwendeten Maßnahmen zur Mietervertreibung sind wirklich erschreckend, trotzdem kann ich mir das meiste davon lebhaft vorstellen, egal ob Fakt oder Fiktion. Ich war bestürzt, wütend uns fassungslos!

Besonders gut gefallen haben mir die Kapitel des sogenannten „Straßenlotsen“, hier kamen die psychopathischen Züge eines selbsternannten Todeskünstlers grandios zur Geltung! Diese Kapitel hielten die Spannung, die ich abschnittsweise doch sehr vermisst habe. Das lag vor allem am Charakter der Hauptfigur Susanne Mikula. Ihrer Rolle als investigative „krasse“ Journalistin, die in ihrer Branche durch ihren Einsatz im Vorgängerroman berühmt geworden ist, wird sie meiner Meinung nach nicht gerecht. Sie ist viel zu naiv, andere müssen sie immer wieder auf das Offensichtliche hinweisen. Stellenweise habe ich sogar an ihrer Intelligenz gezweifelt. Gleichzeitig badet sie ständig in Selbstmitleid, hat einen „Knallfrosch“ in der Brust, spricht mit „ihrem Teufelchen“ und hat ab und an ziemlich alberne Gedankengänge. Wenn hier ein starker, aber gebrochener Charakter entwickelt werden sollte, ist dieser für mein dafürhalten leider daneben gegangen.

Der Schreibstil an sich war angenehm zu lesen, einige Stellen empfand ich sogar als überraschend feinfühlig, allerdings stolperte ich nicht nur einmal über Dialoge, die mir zu konstruiert oder zu platt waren, bzw. durch unpassend reißerische Ausdrücke unglaubwürdig erschienen. Außerdem haben mich die gehäuften Verweise auf Geschehnisse im Vorgängerroman „Die Ratte“ gestört, denn dies gab mir das Gefühl, ich hätte Entscheidendes verpasst.

Das Buch beginnt stark, nach etwa einem Drittel fängt die Geschichte jedoch an dahinzuplätschern, bis zu einem Showdown, der für mich keine riesige Überraschung mehr war.

„Die Schlange“ kann ich empfehlen, vor allem hinsichtlich des brisanten Themas. Ich lobe den „Klartext in Krimiform“!