Rezension

Klasse Krimi

Kreuz und Chrom - Ralf Schmidt

Kreuz und Chrom
von Ralf Schmidt

Bewertet mit 5 Sternen

„...Klingeln war kein Bestandteil der Ausbildung des SEK. Die Jungs können so etwas nicht. Also, sind sie Dennis Pfeiffer?...“

 

Jan Schröder ist alleinerziehender Vater. Vor etwa einem Jahr ist seine Frau Michelle bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht gestorben. Bisher wurde der Autofahrer nicht gefunden. Um genügend Zeit für seine 6jährige Tochter Lea kümmern zu können, hat er seine Stelle als verdeckter Ermittler gekündigt. Er arbeitet nun bei der Mordkommission und muss trotz seines freien Tages am Tatort erscheinen. Ein Priester wurde im Beichtstuhl erschossen..

Der Autor hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er unterstützt die abwechslungsreiche Handlung.

Hauptkommissar Jan Schröder ist Motorradfan. Seine Tochter Lea fährt gern mit ihm auf der Harley. Während Lea beim Motorrad wartet, trifft Jan am Tatort auf Staatsanwältin Julia Valentini. Für sie ist es der erste Fall. Auch sie war an diesem Sonntag nicht darauf, was ihre Kleidung zeigt:

 

„...Sie trug eine weiße, feierliche Bluse und einen kurzen dunkelblauen Rock, der sehr gut mit ihren blauen Augen harmonierte. Beim Anblick der High Heels schmunzelte Schröder...“

 

Der Fall erweist sich als schwierig. Erste Verdächtige sind diejenigen, die zur Beichte waren. Doch als die Vorgesetzten des Pfarrers Auskünfte über dessen beruflichen Wertegang verweigern, beginnt Jan nach Spuren in dessen Vergangenheit zu suchen. Dabei werden ihm gekonnt Steine in den Weg gelegt.

Außerdem ahnt er nicht, dass seine kleine Tochter in Gefahr ist. Am Tag des Mordes hat sie ein Geistlicher angesprochen. Lea hat ein gutes Personengedächtnis und kann den Mann prima beschreiben. Ist er in den Mord verwickelt?

In einer besonderen Zwickmühle ist Nowak, Jans Vorgesetzter. Einerseits möchte er, dass der Fall aufgeklärt wird, andererseits wird er von seinen eigenen Vorgesetzten unter Druck gesetzt, sämtliche Ermittlungen, die die Kirche betreffen einzustellen.

Jan aber lässt sich nicht aufhalten. Er nutzt seine Kontakte zu einem Freund der alten Dienststelle und stellt plötzlich fest, dass Ermittlungsergebnisse manipuliert worden. Irgendjemand zieht auch bei der Polizei die Fäden, damit der wirkliche Täter nicht gefunden wird. Was alles soll wirklich vertuscht werden? Das folgende Zitat zeigt Jans Arbeitsweise:

 

„...Schröders Erfahrung war, dass er mit purer Dickköpfigkeit und Beharrlichkeit schon so manchen Täter in die Enge getrieben hatte, der sich seiner Sache sicher war. Und dass die beste Taktik, einen starken Gegner aus der Reserve zu locken, war, ihn so lange auf die Palme zu bringen, bis er einen Fehler machte...“

 

Ab und an blitzt Jans feiner Humor durch, wie das Eingangszitat belegt. Ansonsten ist die Geschichte zum Teil heftig. Etwas Ruhe und Besinnlichkeit liefern die kurzen Szenen, in denen sich Jan mit Lea beschäftigt. Hier klingt bei beiden immer wieder die Trauer um die Frau und Mutter durch.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen, zumal sich am Ende herausstellt, dass ich beim Mitermitteln gekonnt in die Irre gegangen war. Nicht alles ist so, wie es scheint. Es ist erstaunlich, was die Macht eines einzelnen vermag.