Rezension

Klasse Krimi

In der Hitze Wiens - Günter Neuwirth

In der Hitze Wiens
von Günter Neuwirth

Bewertet mit 5 Sternen

„...Willst du mir drohen, Pupperl? Wenn die Anwälte meines Mannes dich durch die Mangel drehen, wirst du bis ans Lebensende in der Provinz Strafzettel ausstellen...“

 

Tuki, eine junge Frau wird von ihrem Mann permanent überwacht, selbst dann, wenn er verreist ist.

Hannes fährt auf einen Campingplatz nach Kroatien. Er kommt gerade von einem Job im Ausland und gönnt sich den Urlaub.

In Wien wird unterdessen in eine Villa am Schafsberg eingebrochen. Dabei stirbt Friedrich Asperger, der 80jährige Hausbesitzer und ehemalige Hotelier. Der Fall landet bei Inspektor Wolfgang Hoffmann und seinem Team.

Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte sorgen unter anderen für einen hohen Spannungsbogen. Im Prinzip laufen anfangs drei Handlungsstränge neben einander. Erst nach und nach wird deutlich, wie der Mordfall und die Geschichten um Tuki und Hannes zusammengehören.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist abwechslungsreich. Dazu gehört auch ab und an ein feiner Humor. Der Autor beherrscht das Spiel mit Worten, wie auch das folgende Zitat zeigt.

 

„...Die Großwetterlage über Mitteleuropa war instabil, meist sommerlich heiß, aber mit erheblicher Gewittergefahr. Das war so eine verrückte Mischung aus feuchter Luft vom Atlantik und heißer Luft aus dem Mittelmeer. Diese beiden Strömungen würden über den Großraum der Alpen noch eine Zeit lang gegeneinander Schach spielen...“

 

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Die Verwandten des Toten sind nicht sehr hilfreich. Das Eingangszitat äußert Katharina Tobler, die Tochter des Toten, gegenüber Sigrid Körner, die zusammen mit Wolfgang die Todesnachricht überbringt.

Mir gefällt, wie sachlich und unaufgeregt die Kriminalisten arbeiten. Die Stimmung im Team wirkt auf mich als Leser angenehm. Jeder bringt sich mit seinen Fähigkeiten ein. Auflockernde Bemerkung wie die folgende über den Toten gehören dazu:

 

„...Leute, die permanent prozessieren, sind mir die Liebsten. Die sind in der Regel voller Seelenwärme und Herzensgüte...“

 

Es bleibt Zeit für das Privatleben der Kriminalisten. Hoffmann, der gerade eine Krebserkrankung überstanden hat, muss sein Leben neu ordnen. Außerdem gehört er zu der seltenen Spezis von Kriminalisten in Büchern, der sich mit freut, wenn es im Privatleben seiner anvertrauten Kollegen gut läuft. Positiv wirkt auch seine Toleranz. Kurz gefasst könnte man seine Meinung so wiedergeben: Wer sich an die Regeln hält, ist willkommen. Dazu gehört auch der neue indische Kollege.

Ab und an darf ich Sätze in Wiener Mundart lesen. Sie geben der Geschichte ihre lokale Authentizität, genau wie manch gut beschriebene Orte in Wien.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Das betrifft nicht nur die Ermittler, sondern auch die Personen in den anderen Handlungssträngen. Das geschieht weniger durch Beschreibung, mehr durch ihre Taten und ihr Auftreten. Dabei wird mir auch ein Blick in ihre Vergangenheit gestattet.

Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Geschickt werden zum Schluss die Handlungsstränge zusammengeführt und alle Fragen beantwortet.