Rezension

Klassiker, der auch heute noch aktuell ist

Kleiner Mann - was nun? - Hans Fallada

Kleiner Mann - was nun?
von Hans Fallada

Bewertet mit 4 Sternen

Der Roman „Kleiner Mann, was nun?“ von Hans Fallada erschien 1932 und spielt auch zu jener Zeit. In einfacher klarer Sprache erzählt Fallada die Geschichte des jungen Verkäufers Johannes Pinneberg und seiner Freundin Emma (meist „Lämmchen“ genannt), welche unerwarteter Weise schwanger geworden ist und ihren Versuchen, im Deutschland zur Zeit der großen Weltwirtschaftskrise 1929-1933 eine Existenz aufzubauen. Pinneberg und Lämmchen heiraten, haben jedoch kaum Geld angespart, um eine eigene Wohnung und Aussteuer anzuschaffen. Sie haben den Umgang mit Geld nicht gut gelernt und möchten sich auch ab und zu etwas leisten, so schmilzt das Ersparte schnell zusammen. Pinneberg verliert seine Stelle, das Paar versucht in Berlin sein Glück und er bekommt durch einen Freund seiner Mutter auch wieder eine Arbeitsstelle in seinem gelernten Beruf als Verkäufer von Herrenkleidung in einem großen Kaufhaus. So könnte es eigentlich weitergehen, Pinneberg und sein Lämmchen kommen einigermaßen über die Runden, doch dann stellt das Kaufhaus einen Berater ein, der die Effizienz im Betrieb erhöhen soll. Pinneberg versucht mit zunehmender Verzweiflung den Maßstäben der Arbeitsstelle nachzukommen und für seine Frau da zu sein, die gerade ihren gemeinsamen Sohn geboren hat.

Beim Lesen des Buches musste ich immer wieder Parallelen zur heutigen Arbeitswelt ziehen. Sicherlich wird man heutzutage bei Arbeitslosigkeit besser finanziell unterstützt, doch bei vielen sitzt die Angst vor Entlassung ständig im Nacken wie bei Pinneberg. Die Angestellten lassen sich von den Firmen oft ausnutzen, um nicht durch andere ersetzt zu werden, die auf ihre Chance warten. Selbst unter den Kollegen herrscht ein Hauen und Stechen, um nicht am Ende der Dumme, d. h. der Entlassene zu sein. Pinneberg ist für „die da oben“ nur ein kleines Rädchen, das leicht ausgetauscht werden kann. Er ist gerne Verkäufer und ist gut darin, doch der Druck, der auf ihm lastet, lässt die Freude an der Arbeit in Verzweiflung und Angst umschlagen, welche beim Lesen zunehmend spürbarer wurden. Mit dem sozialen Abstieg kommt mangelndes Selbstwertgefühl daher. Einzig allein die Liebe zwischen Pinneberg und Lämmchen, die Geburt des Sohns und der Beschluss, ehrlich zu bleiben und nicht zu stehlen, halten das junge Paar über Wasser und geben ihm Hoffnung.

Und mit Hoffnung auf bessere Zeiten endet der Roman, es ist ein offenes Ende, das trotz allem nicht deprimierend ist.