Rezension

Klassiker von 1935

Mord in Cornwall - John Bude

Mord in Cornwall
von John Bude

Bewertet mit 4 Sternen

In einem keinen Küstenort in Cornwall treffen sich in den 30ern des vorigen Jahrhunderts zwei alleinstehende mittelalte Herren, der Arzt Dr. Pendrill und der Ortspfarrer, Reverend Dodd. Die Herrschaften zelebrieren regelmäßig einen exklusiven kleinen Leseclub. Sie bestellen alle 14 Tage ein paar sorgfältig ausgewählte Krimis in der Bücherei von Greystoke, die sie gemeinsam auspacken und nacheinander lesen. Die Gemeinde kennt das Laster der Herren, das auch die Freude am Miträtseln umfasst, wer der Täter sein könnte. Zur seit Jahren unveränderten Routine gehört ebenfalls ein freundschaftliches Frotzeln darüber, dass der Pfarrer noch nie in der Sprechstunde des Doktors war und der Doktor als überzeugter Agnostiker noch nie an einem Gottesdienst des Reverend teilgenommen hat. Im Dorf ist noch nie Außergewöhnlicheres als alle paar Jahre eine Zwillingsgeburt passiert. Dass nun ein Autor unter ihnen lebt, der einen Kriegsroman schreiben soll, sorgt deshalb für Aufregung unter den Bewohnern. In diese kleine Idylle platzt die Nachricht, dass Herr Tregarthen erschossen in seinem Haus direkt am Küstenpfad aufgefunden wurde. Cobb brennt sofort vor Neugier und der Ortspolizist wirkt vom ersten Mord seiner Dienstzeit leicht überfordert. In Tregarthens Haushalt lebte seine erwachsene Nichte Ruth, die sich schon bald verdächtig verhält. Wer wem welche Tat zutrauen würde, scheint anfangs stärker im Mittelpunkt zu stehen als das Sichern von Spuren und Befragen von Zeugen. Beim Auseinanderdröseln, wer ein Motiv und wer  Gelegenheit zur Tat gehabt hat, mischt Dr. Cobb mit seiner Erfahrung aus jahrelanger Krimilektüre fleißig mit und wird vom Ortspolizisten sogar zum  Austausch über dessen Notizen aufgefordert.  Wie systematisch Cobb an den Fall herangeht, hat ihm vermutlich kaum jemand zugetraut. Die Lösung wird ähnlich wie ihn Agatha Christies Krimis am Ende hervorgezaubert. Ohne Cobbs Hilfe hätte Ortspolizist Grouch den Fall vermutlich an eine übergeordnete Dienststelle abtreten müssen …

Außer einem komplexen, klassischen Kriminalfall an idyllischem Ort bietet das Nachwort von Budes Erstling Einblick in die Blütezeit des Genres Kriminalroman zwischen den beiden Weltkriegen. Dass Bude unter seinem Realnamen später Fantasy schrieb und dass er früh erkannte, welche Schauplätze Krimileser gern beschrieben haben möchten, fand ich als Krimifan ebenso interessant wie den Roman selbst, der 1935 nur in einer kleinen Auflage erschien.