Rezension

"klassische" Fantasy-Wesen in neuer Verpackung

Forever - Das ewige Mädchen - Rebecca Hamilton

Forever - Das ewige Mädchen
von Rebecca Hamilton

Zitat:
„Es begann als Gewitter mit Regen, aber das Wasser strömte von den Hochebenen in die Schluchten, und auf einmal wurde aus einem schmalen Rinnsal ein reißender Sturzbach. Und ich stand im Moment genau da, wo jeden Moment eine regelrechte Springflut auf mich treffen würde. Genau vor einer solchen Flutwelle stand ich und wartete ab, was als Nächstes geschehen würde.“
(S. 136)

Inhalt:
Die 22-jährige Sophia ist Ablehnung und Getuschel der anderen Kleinstadtbewohner gewohnt, seit ihre Mutter bei einem Überraschungsbesuch ihren Wicca-Altar entdeckt hat. Ihr wird Verhexen der erkrankten Kinder nachgesagt oder auch das Aufsprühen „teuflischer“ Symbole.
Das ist aber nicht Sophias größtes Problem. Denn das Rauschen, Fauchen und Zischen in ihrem Kopf übertönt einfach alles. Auch wenn sie nicht gerne Magie anwendet, will sie das allseits präsente Geräusch mit einem Ritual loswerden. Nun wird das Rauschen dadurch zu Stimmen, die wild durcheinanderreden und die Sophia nicht verstehen kann.

Nach einer sehr gruseligen Tierbegegnung im Wald, wo sie nur das uralte Buch ihrer Wicca-Freundin Paloma lesen wollte, lässt sich Sophia zum Ausgehen überreden.
Doch im Club Flesh begegnet sie einem aufdringlichen Mann, der sie unbedingt einladen will, Marcus, und auf Charles, dessen Anziehungskraft sie nichts entgegenzusetzen hat. Kurz bevor es zu einem Kuss kommt, rät Charles ihr, zu verschwinden. Kurz darauf sind die beiden gemeinsam auf der Flucht. Nur knapp entkommen sie Markus‘ Häscher.

Es ist Zeit für die Wahrheit. Warum ist Marcus hinter ihr her? Sophias Weltbild verändert sich von einer Sekunde zur nächsten. Mehr noch als zuvor muss sie etwas über die Vergangenheit ihrer Familie erfahren. Die Geheimnisse, auf die sie stößt, sind noch schockierender als alles andere.

Meinung:
Der Klappentext, vor allem der innere, hat mich sofort angesprochen und neugierig gemacht. Eine Welt voller Vampire, Gestaltwandler und Hexen. Ich hoffte auf ein klassisches Fantasy-Abenteuer mit neuen Hintergründen und machte mich begierig ans Lesen.

Der Einstieg machte mich zwar neugierig, konfrontierte mich aber schnell mit dem ausgeprägten „berichtsartigen“ Schreibstil der Autorin, die wirklich JEDE noch so kleinste Kleinigkeit im Tagesablauf ausgiebig notiert hat. Hier unterlag ich sehr oft der Versuchung, einfach über diese Absätze zu fliegen. So lernte ich die Ich-erzählende Protagonistin Sophia vor allem durch ihre Handlungen kennen. Die erhaltenen Droh-Briefe, die gehörten Stimmen, ihr Wicca-Glaube (wo doch im Klappentext Hexe stand), verwirrten mich ein wenig – vielleicht hatte ich auch ein Problem, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen und herauszufiltern. Dann ist da noch die Sache mit Sophias Großmutter, deren Ableben Sophia unbedingt erforschen muss, weil mehr dahinter stecken muss, als bisher angenommen.

Schnell trifft Sophia dann aber bei einem gemeinsamen Club-Besuch mit ihrer besten Freundin Ivory auf Charles, der umgehend zu ihrem Love-Interest wird und die klassische unnahbare Art an den Tag legt, dabei aber auf den typischen Beschützerinstinkt nicht verzichtet. Nach einer rasanten Flucht erfährt sie endlich die Wahrheit – zumindest einen Bruchteil davon. Denn es tauchen immer weitere Überraschungen auf und keiner scheint derjenige zu sein, für den er sich ausgibt.

Bei Sophia konnte ich mich anfangs nicht wirklich entscheiden, ob sie mir sympathisch oder einfach nur suspekt war. Ich konnte ihren Gedankengängen und Taten nicht immer sofort folgen, sie legte teilweise Prioritäten an den Tag, deren Hintergründe sie vor mir verbarg und mich einfach in der Luft hängen ließ, insbesondere was ihre Beziehung zu ihrer Großmutter angeht. Sie ist der Überzeugung, nichts Gutes verdient zu haben, obwohl sie es nicht war, die diesen Mann damals ermordet hat, was ihr von allen anderen nachgesagt wird.

Sophia ist eine Wicca, eine an Rituale glaubende Person, eine „gelernte“ Hexe sozusagen. Dafür muss sie hart kämpfen, denn nicht zuletzt ihre Mutter hat sich gegen sie gewandt, von den zahlreichen Droh-Briefen einer anderen Stadt-Bewohnerin ganz zu schweigen. Dass sie sich nachher als mehr entpuppt, was ja bereits der Klappentext vorweg nimmt, war für mich irgendwie unpassend. Aber sie ist noch viel, viel mehr. 

Denn die Autorin hat einen wirklich guten Hintergedanken bei der Entwicklung ihrer Fantasy-Gestalten. Die Idee, das Übernatürliche von einer höheren Macht in Bezug auf die Elemente entstehen zu lassen, gefiel mir wirklich gut. Hierüber habe ich viele Details von Frau Hamilton bekommen, dennoch blieben einige Fragen offen und es traten mit der Zeit kleinere Logikprobleme auf.

Frau Hamiltons Schreibstil ist einfach und leicht zu lesen. Die sehr detaillierten Handlungsverläufe störten aber des Öfteren meinen Lesefluss. Insbesondere in der ersten Hälfte des Buches ist mir dies stets negativ aufgefallen und so kroch die Handlung für mich trotz kleinerer Spannungsaufheller dahin und konnte mich lange nicht mitreißen. Richtig interessant wurde es erst, als die Autorin die Erzählperspektive gewechselt und eine ganz andere Sicht auf die Dinge gab. Von diesem Moment an konnte mich die Autorin mehr und mehr fesseln, ich hatte keine Zeit mehr, mich von den kurzen „Berichten“ nach unten ziehen zu lassen.

Erwähnenswert sind die erotischen Momente, die zwar nicht überdetailliert, aber doch mehrmals vorhanden sind. Von daher ist es eindeutig nicht dem Young Adult, sondern dem New Adult-Bereich zuzuordnen.

Rebecca Hamilton hat ihre Geschichte nach einem großen Showdown ruhig ausklingen lassen, es wird in der Fortsetzung jedoch noch einiges auf Sophia zukommen. 

Urteil:
Mit dem Serienauftakt „Forever – Das ewige Mädchen“ konnte mich Rebecca Hamilton nur zum Teil überzeugen. Mir gefiel die andere Herleitung ihrer Fantasy-Wesen, die Ausgestaltung und Hintergründe jedoch waren oft etwas schwammig. Der insbesondere in der ersten Buchhälfte ausgeprägte „berichtsartige“ Schreibstil verursachte ein sehr zähes Vorankommen, was auch die vielen Überraschungsmomente nicht ausgleichen konnten. In Summe macht dies knappe 3 Bücher für Sophia, „das ewige Mädchen“.

Eine Empfehlung für ältere Fantasy-Fans, die sich schon lange eine neue Sicht auf die Dinge wünschen, einige Längen dabei durchaus verzeihen können. Cruor, Strigoi, Hexen und viele elementare Kräfte warten auf euch.

Die Serie:
Forever – Das ewige Mädchen
Originaltitel: Come, the Dark 
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