Rezension

Klassische Strandlektüre mit temporeichem Start, aber im Verlauf abflachender Handlung

Die Liebe fällt nicht weit vom Strand - Franziska Jebens

Die Liebe fällt nicht weit vom Strand
von Franziska Jebens

Bewertet mit 3 Sternen

„Glück kann man nicht in einer fernen Zukunft finden, sondern nur im Jetzt, und dafür muss man eben auch mal das eine oder andere Risiko eingehen.“

Sophie, ist 29 und arbeitet am Empfang der Hamburger Filmverleihfirma Triversal. So richtig großen Spaß macht ihr der Job aber nicht. Eigentlich träumt sie von einem mintgrünen Foodtruck, mit dem sie durch die Gegend fahren, aber auch Cateringaufträge übernehmen möchte. Durch Zufall muss Sophie bei einer Präsentation einspringen und ehe sie sich versieht, wird ihr das Marketing für einen neuen Kinofilm, der an der Nordsee spielt, übertragen. In Dänemark verfolgt sie vor Ort die Dreharbeiten, außerdem warten dort weitere Überraschungen. Obwohl Sophie seit längerem eine Beziehung mit Tim führt, lernt sie einen anderen Mann kennen, der ihr kräftig den Kopf verdreht. Und dann erhält sie auch noch ein weiteres Jobangebot auf Zeit, das so gar nichts mit Management, aber viel mehr mit Sophies Träumen zu tun hat.

 

Franziska Jebens schreibt in der ersten Person -aus der Perspektive Sophies-  flott, humorvoll und verständlich, aber nicht sehr fokussiert. Immer wieder schweifen Sophies Gedanken ab, sie widmet sich Tagträumen oder hält Zwiesprache mit ihrem Bauch. Diese Einschübe machten es manchmal anstrengend für mich, dem Geschehen zu folgen.

 

Sophie steckt in der Krise. Die Beziehung mit Tim ist ebensowenig erfüllend wie ihr Job und sie vermisst zudem ihre Mutter. Die Hauptfigur wirkt etwas chaotisch, aber nett und sympathisch. Sie verhält sich für meine Begriffe ein wenig zu passiv, hat nur ihrem Vater zuliebe BWL studiert und möchte es auch Freund Tim immer nur Recht machen, ohne dabei ihre eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Sophie beschränkt sich aufs Träumen, „beim Träumen kann nicht viel schiefgehen“.  Auch der unverhoffte Marketingjob „passiert“ ihr einfach so. Das Leben fährt Achterbahn mit Sophie, schließlich macht es sie zu einer Person, die sie nicht sein will. Aber es existiert durchaus eine Handbremse, die Sophie selbst betätigen kann, wenn sie denn möchte... Mir hat die Figur Sophie zu wenige Ecken und Kanten, sie bleibt etwas blass.

Mit Claudette und Claudio hat sie verlässliche, treue Freunde an ihrer Seite, die sie stärken. Andere Figuren wie Sybille, Tina oder Herr Mock sind mir zu extrem, zu einseitig dargestellt, durchweg unsympathisch, völlig überzeichnet und nicht wirklich realistisch. Nick erscheint hingegen zu „glatt“ und ähnlich farblos wie Sophie. Die Randfigur „Runner Steven“ sticht mit seiner angenehm mitfühlenden und „wissenden“ Art heraus, erinnert mich jedoch stark an Petra Hülsmanns Taxifahrer Knut. Insgesamt sehr viele durchschnittliche Figuren, denen etwas mehr Tiefe und Originalität nicht geschadet hätte. 

 

„Die Liebe fällt nicht weit vom Strand“ startet sehr witzig und temporeich- genau wie Sophies Morgen im ersten Kapitel-, doch leider kann die Autorin das Erzähltempo nicht aufrechterhalten. Für mich wurde die Story immer platter, viele Handlungsstränge wurden nicht sorgfältig herausgearbeitet, vieles ging zu schnell. Diese überhasteten Entwicklungen vor allem in der Liebe und in Sophies Karriere empfand ich leider nicht als überzeugend.

 

Der Roman hat mich trotz einiger Längen und Schwächen im Stoff recht gut unterhalten. Sophie entwickelt sich und lernt: „Das Leben ist zu kurz, um immer nur das zu tun, was man sollte“ und es  ist nie „verkehrt, seinem Herzen zu folgen, auch wenn es vielleicht nach außen hin, nicht unbedingt das Sinnvollste zu sein scheint und alle dich für verrückt erklären“.

 

„Wie macht das Meer das bloß, dass ich in seiner Nähe immer gleich Frieden verspüre, und mein Bauch nicht nur die Klappe hält, sondern sich sogar ruhig anfühlt?“

Auch wenn der Strand und das Meer nicht die gewichtige Rolle spielen, die der Titel erwartet lässt, ist der Roman für mich ein klassischer, leichter „Strandwegleser“ für träge Lesestunden in der Sonne.