Rezension

Klassischer Krimi in bester englischer Tradition

Geheimnis in Weiß - J. Jefferson Farjeon

Geheimnis in Weiß
von J. Jefferson Farjeon

 

„Na, jedenfalls gingen wir durch die Hölle, und es war Weihnachten, wenn also der eine oder andere ein bisschen komisch war, na, wer konnte ihm das verdenken?“

Mit diesem Resumee endet ein ganz spezielles Weihnachtsabenteuer. Joseph Jefferson Farjeons Krimi, der erstmals im Jahr 1937 erschien, versetzt den Leser in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts. Am Vortag des Weihnachtsfestes sind etliche Menschen in der Eisenbahn Euston – Manchester unterwegs,  als der Zug plötzlich auf freier Strecke hält und die Fahrgäste mit der Ankündigung konfrontiert werden, dass die Reise aufgrund der ungünstigen Wetterlage erst am nächsten Tag fortgesetzt werden könne.

Um nicht die Nacht in dem kalten Zug verbringen zu müssen, beschließen einige der Reisenden, sich durch den Schneesturm zu kämpfen und in der einige Kilometer entfernt gelegenen Ortschaft Hemmersby Zuflucht zu suchen. Doch anstelle der erhofften Bahnstation stoßen sie auf ein Landhaus: Hell erleuchtete Zimmer, wärmende Kaminfeuer und ein gedeckter Tisch wirken auf die zusammen gewürfelte Gesellschaft durchaus einladend  -  allerdings ist weit und breit kein Hausbewohner zu entdecken…

Bereits die reizvolle Zusammensetzung der Gruppe, die hier zwangsweise gemeinsam die Nacht in dem merkwürdigen Haus verbringt, abgeschnitten von der Umwelt, verspricht Spannung; denn die kleine Gesellschaft besteht aus Vertretern unterschiedlicher Gesellschaftsschichten, die aus ebenso unterschiedlichen Motiven am Heiligabend unterwegs sind. Sehr subtil arbeitet Farjeon die gegensätzlichen Charaktere heraus. Nicht so sehr „Action“ dominiert in dem Roman als vielmehr der Einsatz von Dialogen, Gedanken und Tagebucheintragungen.

Farjeon (1883 – 1955) lässt eine gespannte, beinahe unheimliche Atmosphäre erstehen und gibt dem Leser reichlich Gelegenheit, zu spekulieren und selbst seine Schlüsse zu ziehen.

Doch bei aller Dramatik blitzen immer wieder viel (englischer) Humor und Ironie auf und entspannen die Situation ein wenig. Ein klassischer englischer Kriminalroman in bester Tradition, verpackt in einer wirklich ansprechenden, handlichen Leinenausgabe!