Rezension

Klassischer Questen-Roman mit einem Schuss Humor

Schattenwanderer. Die Chroniken von Siala 01 - Alexey Pehov

Schattenwanderer. Die Chroniken von Siala 01
von Alexey Pehov

„Schattenwanderer“ ist der Auftakt der Fantasy-Trilogie „Die Chroniken von Siala“ von Alexey Pehov.

In dieser Buchreihe ist der Held, wenn man ihn denn überhaupt so bezeichnen kann, ein Dieb. Ein Meisterdieb, um genau zu sein, der gegen Bezahlung jeden noch so halsbrecherischen Auftrag annimmt. Garrett, so der Name unseres zwielichtigen Antihelden, ist jedoch trotz seiner Profession ein außerordentlicher Sympathieträger, auch, weil er in seinen Entscheidungen überaus menschlich agiert. So ist er beileibe nicht der stolze Held, der für die Erfüllung seines Auftrags lebt, sondern stets der gemeine Dieb, der um des Goldes Willen Kopf und Kragen riskiert und dabei auch mal ängstlich oder tollpatschig sein darf.

Insgesamt ist die Geschichte nach dem Muster altbewährter Questen-Romane aufgebaut und lässt sich einigermaßen leicht zusammenfassen: Der Unaussprechliche hat seine dunklen Truppen um sich gesammelt und bedroht das Königreich Siala. Nur ein magisches Artefakt kann das marschierende Böse noch aufhalten. Besagtes Artefakt befindet sich jedoch in einem uralten unterirdischen Palast, tief in den Wäldern der Orks. Und wer bekommt das Vergnügen das Artefakt zu bergen? Richtig. Garrett nimmt den Auftrag jedoch nicht zum Vergnügen oder aus Überzeugung an, sondern als Alternative zur angedrohten Kerkerhaft. In dem Meisterdieb liegt nämlich die letzte Hoffnung des Königs, der bereits seine besten Krieger und Magier bei der Suche nach dem Artefakt verloren hat. Und so macht Garret sich zusammen mit mehreren Elfen, einem Zwerg, einem Gnom, dem königlichen Narren sowie einer Gruppe Menschenkrieger, auf, die gefährliche Reise anzutreten.

Das Ganze klingt zugegebenermaßen nach Standart-Kost und ist es in gewisser Weise tatsächlich auch, allerdings hebt sich Pehovs Auftaktroman von dem sonst so unübersichtlichen Einheitsbrei der Fantasy-Literatur doch ziemlich ab. Ein entscheidender Grund dafür ist ohne Frage die Erzählperspektive. Wir erleben die Geschichte komplett aus Garretts Sicht und diese trieft regelrecht vor Sarkasmus. Die Gedanken und Kommentare des Diebs tragen dadurch erheblich zur Auflockerung der Ereignisse bei und schaffen es in nahezu jeder Situation die nötige Prise Humor einzubringen. Weiterhin bricht Pehov ein wenig mit den bekannten Klischees der Völker, was dazu führt, dass wir auch mal auf hässliche Elfen, bartlose Zwerge und zu bewundernde Ork-Magie treffen. Unterm Strich bekommen wir ein äußerst unterhaltsames und überraschend amüsantes Fantasy-Abenteuer.

Zu guter Letzt wäre es jedoch wichtig festzuhalten, dass Pehov sich eindeutig an erfahrene Fantasy-Fans richtet. Die Welt Siala ist nämlich typisches High-Fantasy, mit allen Kreaturen, die man aus sonstigen Fantasy-Welten kennt und die eigentlich nichts besonderes darstellen, sondern zum alltäglichen Leben dazugehören. Zudem erinnert Garrett nicht nur aufgrund seines Namens und seiner Profession an das Computerspiel „Thief“, obwohl Buch und Spiel nichts miteinander zu tun haben. Dennoch sollte man sich als Fan von „Thief“ definitiv angesprochen fühlen, ebenso wenn man generell gerne Rollenspiele mag.