Rezension

Klassisches Coming of Age wunderbar erzählt

Hard Land -

Hard Land
von Benedict Wells

Bewertet mit 5 Sternen

Missouri, 1985. Sam nimmt einen Ferienjob an und stößt damit den magischsten Sommer seines Lebens an: Eine Zeit, die er niemals vergisst.

„Hard Land“ ist ein Coming-of-Age-Roman, der sich wie eine sanfte Sommerbrise um die Seele legt. 

Ich mag Coming-of-Age-Romane sehr gern. Am liebsten ist es mir, wenn sie in den USA spielen, weil sie dann auf mich noch magischer wirken. Deshalb - und aufgrund der zahlreichen positiven Meinungen - habe ich mir „Hard Land“ geschnappt.

Sam steht kurz vor seinem 16. Geburtstag. Er ist ein schüchterner Außenseiter, und sein Familienleben ist von der Krankheit der Mutter geprägt. Plötzlich fasst er sich ein Herz und fängt einen Sommerjob im lokalen Kino an. Zu diesem Zeitpunkt hätte er nicht gedacht, dass dies der Eintritt in den magischsten und unvergesslichsten Sommer seines Lebens ist.

„das ist klassisches Coming of Age. Nur was verstehen wir unter dem Begriff eigentlich?“ (S. 306)

Es geht darum, dass Sam sich selbst kennenlernt, seine kindlichen Vorstellungen abstreift, Wahrheiten erkennt, manchmal rücksichtslos ausgelassen und andrerseits vernünftig ist. Er setzt sich mit dem Leben, den Eltern und der Familie, anderen Menschen und seiner Wirkung auf sie auseinander. Gleichzeitig merkt er, dass es mehr als Licht und Schatten gibt, und oft in den Grauschattierungen das reale Leben zu finden ist.

Mir hat dieser Roman ausgezeichnet gefallen. Der schüchterne Protagonist war mir vom ersten Augenblick an sympathisch und ich habe mich gern mit seiner Gedankenwelt auseinandergesetzt. Die Geschichte wird aus Sams Perspektive erzählt. Der Leser erlebt seine Gefühle hautnah und lässt sich damit auf wunderbare Augenblicke, überraschende Momente und tragische Tatsachen ein, die dem Jungen den Boden unter den Füßen wegziehen.

Trotz dramatischer Ereignisse schimmern Optimismus, Lebensfreude und Vergnügen durch die Seiten. Benedict Wells lässt die 1980er-Jahre aufleben und lädt in einen einschneidenden Ausschnitt in Sams Lebensgeschichte ein.

Der Spannungsbogen zieht sich angenehm durch die Handlung. Zuerst lernt der Leser Sam und seine Sicht auf die Welt kennen. Er kommt beim Job im Kino an, wo er eine neue Perspektive gewinnt und danach tragen ihn magische Augenblicke zu einem Tag, der sein Leben verändern wird.

Obwohl es eine Wendung gibt, die auf die Tränendrüse drückt, fand ich dies weder kitschig oder pathetisch umgesetzt. Wells schildert glaubwürdig und lässt dabei übertriebene Spitzen aus. 

Besonders gefallen hat mir Sams Job im Kino. Der Geruch von Popcorn, die miesen Leinwandstreifen, die Filmrollen und langweiligen Stunden ohne Gäste haben auf mich greifbar gewirkt und mich in die damalige Zeit an Sams Seite versetzt.

Am Ende zählt „Hard Land“ für mich zu den besten Coming-of-Age-Romanen, welche ich bisher gelesen habe. Außerdem habe ich den Autor Benedict Wells für mich entdeckt. Ich werde sicher weitere Bücher von ihm lesen. Wer sich auf einen Sommer voller Abenteuer einlassen will, dem sei „Hard Land“ zweifelsohne ans Herz gelegt. 

„Ist eh mutiger, zuzugeben, dass man Schiss hat, als diesem bescheuerten Gruppenzwang zu folgen.“ (S. 76)