Rezension

Kleine Biene - großer Schmerz

Little Bee - Chris Cleave

Little Bee
von Chris Cleave

Die 16-jährige Little Bee ist ganz alleine nach England gekommen - illegal, aber sie ist zumindest schon mal in dem Land, in das sie wollte. Vor fast zwei Jahren begann ihre Flucht, ihre Flucht vor Verfolgung, ihre Flucht vor Gewalt, ihre Flucht vor ihrem eigenen Tod. Sie ist die letzte ihrer Familie, die überlebt hat. Little Bee ist nicht dumm, doch die junge Frau aus Namibia ist nun einmal illegal im Land und wurde erst einmal für Monate in einem Abschiebelager untergebracht, zumindest so lange, wie ihr Asylantrag läuft. In einer solchen "Verwahrstelle" hat man genau zwei Möglichkeiten, wenn man als Flüchtling anerkannt werden will (so heißt es zumindest) - Schönheit und Sprache. Little Bee weiß, dass Schönheit ihren Preis hat, sodass sie sich dazu entschließt, ihre Sprachkenntnisse zu vervollkommnen.

 

Ein glücklicher "Zufall" will es, dass Little Bee und drei andere asylsuchende Frauen aus verschiedenen Ländern die Einrichtung verlassen dürfen. Von den Vieren hat lediglich Little Bee ein klares Ziel vor Augen: Sie will zur Sarah und Andrew, einem Ehepaar aus Kingston-upon-Thames, dass sie vor zwei Jahren an einem namibischen Strand kennengelernt hat. Sie kennt sonst niemanden in England und wenn ihr jemand helfen kann, dann sind es diese Beiden. Noch vor ihrer Freilassung meldet sie sich telefonisch an - doch als sie endlich bei ihnen ankommt, kann sie nur noch an Andrews Beerdigung teilnehmen - denn dieser hatte sich fünf Tage nach ihrem Anruf das Leben genommen.

 

Sarah, die mehr mit Little Bee verbindet, als es auf den ersten Blick scheint, nimmt sich der jungen Frau an und langsam aber sicher wachsen sie zu einer Einheit, zu einer Familie zusammen. Doch immer droht Gefahr, denn wenn Little Bee als das entdeckt wird, was sie ist, nämlich eine illegale Einwandererin, droht ihr die umgehende Abschiebung nach Namibia, wo nur der Tod auf sie wartet. Dann jedoch überschlagen sich die Ereignisse ...

 

 

Kleine Biene - großer Schmerz! Der Plot wurde abwechslungsreich erarbeitet. Erzählt wird die Geschichte sowohl aus der Sicht Little Bees, wie auch aus der von Sarah und immer wieder "erinnern" sich beide daran, wie ihre Bekanntschaft vor zwei Jahren anfing und nähern sich mit diesen Rückblenden der Gegenwart an. Die Figuren an sich wurden authentisch erarbeitet, jedoch konnte ich zu diesen keine wirkliche Beziehung aufbauen, irgendwie fehlte mir hier vollkommen die Verbindung zu jeder einzelnen Figur. Mein absolutes Highlight an diesem Buch ist der sprachliche Aufbau, denn dieser zog mich in einen Bann, ich war förmlich vom Schreibstil wie hypnotisiert. Leider konnte der Schreibstil, so wundervoll ich ihn fand, mich nicht der Geschichte an sich näher bringen und auch nicht den Figuren.