Rezension

Kleine Fehler

Der große Fehler -

Der große Fehler
von Jonathan Lee

Bewertet mit 4 Sternen

Der Titel ist hier Programm – allerdings überwiegend im positiven Sinne.

Der Titel ist hier Programm – allerdings überwiegend im positiven Sinne. Das Wort „Fehler“ ist in diesem Buch omnipräsent und wird bei allen Gelegenheiten hergenommen. Tatsächlich geht es in diesem Buch um Fehleinschätzungen, Missverständnis, Ungerechtigkeiten und die Lehren, die Menschen daraus ziehen. Allen voran Andrew Green, der Protagonist dieses Buches, dessen Leben von Geburt bis Ermordung erzählt wird.

Dabei weist nicht nur sein Lebensweg diverse Stolpersteine auf, die das Buch als Fehler betitelt. Auch der Erzählstil ist fehlerhaft - und damit genial. Er verbindet absurde Dinge zu schrägen Metaphern und Vergleichen, schafft so gänzlich Neues, zeigt einen eigenen Blick auf die Welt und enthüllt versteckte Wahrheiten. Das Buch setzt bewusst auf Fehler, um seine Botschaft zu vermitteln.

Außerdem legt das Buch auch schonungslos die Fehler seiner Charaktere offen. Dadurch werden sie für mich sehr realistisch und plastisch, sind jedoch nicht unbedingt sympathisch und leicht in eine Schublade zu stecken. Das macht das Buch zu einer überraschenden, literarischen Entdeckungsreise, aber auch zu einer Herausforderung. Schnell mal nebenher lässt sich dieses Buch nicht lesen. Das ist für mich jedoch kein Fehler.

Manches in der Handlung hingegen schon. Ich störe mich daran, wie die verschiedenen Elemente in der Geschichte gewichtet werden. Manche Passagen werden für meinen Geschmack zu ausführlich beschrieben, während andere, interessantere Aspekte in wenigen Sätzen abgehandelt sind. Es werden auch Erzählstränge eingeführt und nach nur einem Kapitel wieder fallen gelassen, ohne dass sie die Geschichte bereichern. Auch ein Fehler, aber wohl eher ein ungewollter, der zulasten einer richtig guten Handlung geht. Ich stolpere deswegen leider orientierungslos durch die Erzählung.

Das sind alles keine großen Fehler, sondern nur ein paar kleine, weswegen ich das Buch trotzdem Lesern weiterempfehlen kann, die sich für anspruchsvoll Sprache, das historische New York und in Romanform verpackte Biografien begeistern.