Rezension

Kleines Buch - große Wirkung

Ein anderes Brooklyn - Jacqueline Woodson

Ein anderes Brooklyn
von Jacqueline Woodson

Eine Kindheit und Jugend in den 70er Jahren in Brooklyn

Zur Beerdigung ihres Vaters fährt die Anthropologin August zurück nach Brooklyn, trifft nach Jahren ihren Bruder wieder und wird mit ihrer Vergangenheit konfrontiert.

August lebt mit ihrem Vater und ihrem jüngeren Bruder in Brooklyn, nachdem sie eine schöne Kindheit mit beiden Eltern in Tennessee verbracht hat. Die Mutter blieb bei diesem Umzug zurück. Über das „Warum“ kann der Leser spekulieren.  August scheint verdrängt zu haben, was mit ihrer Mutter geschehen ist. Immer wieder sagt sie ihrem Bruder: „Bald kommt sie“, dem Leser ist bewusst – nein, sie wird nicht mehr kommen.

Nachdem Auggie anfangs von ihrem Vater sehr behütet wird, die Welt nur vom Fenster oder an der Seite des Vaters erleben darf, lernt sie im Verlauf der Geschichte ihre späteren drei Freundinnen Sylvia, Angela und Gigi kennen. Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein können. Mädchen mit unterschiedlichsten Träumen, Wünschen, Möglichkeiten. Und so verschieden sie sind, so anders wird auch ihr jeweiliger Lebensweg sein. Die gemeinsame Zeit wird sie aber prägen.

Jaqueline Woodson beschreibt in ihrem doch recht kurzen Roman die Kinder- und Jugendzeit von August, einem Mädchen, das sich nach Freundschaft sehnt, sie auch findet. Aber auch die Schwierigkeiten, Ängste des Erwachsenwerdens in einer Welt, die doch so anders ist, als unsere Zeit heute. Sie erreicht eine Dichte, die aus diesen wenigen Seiten einen komplexen Roman erstehen lässt.

Selbst ein Kind der 70er Jahre, war ich mir vieler Probleme dieser Zeit nicht bewusst. Für mich eine wunderbare Zeit des Aufbruchs, Flowerpower, tolle Musik, wunderbare Sommer, aber auch kalter Krieg, Vietnamkrieg. Dennoch hat es Jaqueline Woodson geschafft, mir mit wenigen Worten eine andere Seite dieser Zeit zu erzählen. Und sie hat mich nachdenklich zurückgelassen. Ein Roman, der berührt.

Wunderbar! Gerne mehr