Rezension

Klingt kitschig, ist es aber mitnichten!

Das Wesen der Dinge und der Liebe - Elizabeth Gilbert

Das Wesen der Dinge und der Liebe
von Elizabeth Gilbert

Bewertet mit 4.5 Sternen

~~Inhalt:

Im Jahre 1800 wird Alma Whittaker als einzige Tochter in eine reiche Philadelphier Familie hineingeboren; der Vater, ein willensstarker, findiger Geschäftsmann aus England, die Mutter eine prinzipientreue, nüchterne, aber auch kühle Frau aus dem protestantischen Holland. Alma wächst in jener Zeit unglaublich privilegiert auf, es mangelt ihr an nichts. Vor allem aber erhält sie eine umfangreiche naturwissenschaftliche und kulturell-sprachliche Bildung. Schon früh entdeckt sie ihre Leidenschaft - genau wie ihr Vater - für die Botanik, und Alma entwickelt sich zu einer ernstzunehmenden Wissenschaftlerin, die eingenständig Studien zu verschiedensten Pflanzen, besonders aber Moosen, durchführt. Nur mit der Liebe will es nicht recht klappen, denn Alma ist zwar mit einem scharfen Verstand gesegnet, jedoch nicht mit einem schmeichelnden Äußeren. Doch geht sie ihren ganz eigenen Weg, immer ehrlich zu sich selbst, auch wenn manche Wahrheiten schmerzhaft sind ...

Meinung:

Man mag es fast nicht glauben, doch dieses Buch ist ganz wunderbar und in keiner Weise kitschig oder rührselig. Im Gegenteil, was ich besonders schätze und wofür ich der Autorin ein großer Lob aussprechen möchte, ist die Tatsache, dass in einer passenden, eloquenten Sprache einer Frauenfigur Leben eingehaucht wird, die sehr authentisch und greifbar wird.

Alma ist ein höchst interessanter und komplexer Charakter, und ich habe sie sogleich liebgewonnen und hinterher geschätzt und respektiert. Wir begleiten Alma durch ein sehr bewegtes und spannendes Jahrhundert, in dem besonders die aufkommenden Naturwissenschaften, allen voran die Botanik, ins Zentrum rücken. Mag vielleicht langweilig klingen, ist es aber ganz und gar nicht, denn all dies wird geschickt verwoben mit Almas Person, die uns mit auf eine Zeitreise nimmt. Zwar wächst Alma unter politisch stabilen und finanziell mehr als günstigen Bedingungen auf, zudem ist sie mit reichlich Intelligenz ausgestattet, doch auf der sozialen und auch emotionalen Seite hat sie nicht immer so viel Glück. Oftmals ist sie einsam, sie scheitert und muss sich bisweilen unbequemen Wahrheiten stellen. Doch sie gibt nicht auf, stellt sich den Widrigkeiten, ist sich selbst gegenüber ehrlich und konsequent. Und am Ende zeigt sich, dass man trotz des Nichterfüllens so mancher tief gehegter und erhoffter Lebensziele sein Leben glücklich und erfüllt nennen darf. Dies alles fand ich sehr beeindruckend.

Die wunderschöne Sprache ist mir hier eine besondere Erwähnung wert. Ich habe die Wortwahl immer als äußerst treffend und der Zeit angemessen empfunden. Dabei fällt auf, wie reichhaltig auch die deutsche Sprache an Ausdrücken sein kann! Das Lesen bzw. Hören war mir allein deshalb schon ein Genuss!

Manchmal verliert sich die Autorin allerdings in Beschreibungen und Gedankengängen, heißt: bisweilen sind Passagen einfach zu lang geworden. Fast hätte diese Tatsache den 5. Stern gekostet, doch insgesamt sind das Buch und die Geschichte, die es so bildreich erzählt, zu schön!

Fazit:

Ein faszinierender Einblick in die (naturwissenschaftliche) Welt des 19. Jahrhunderts und in das Leben einer starken Frau. Sprachlich einfach wunderschön!

5 von 5 Sternen