Rezension

Klischeebeladen

Schwarzes Herz
von Jasmina Kuhnke

Bewertet mit 2 Sternen

Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten. Die Leseprobe hatte mich angesprochen, ich erwartete einen realen Erfahrungsbericht in Romanform mit tiefergehenden Analysen und zumindest vagen Lösungsmöglichkeiten. Aber alles bleibt hier an der Oberfläche, eine Aneinanderreihung von diskriminierenden Vorfällen, erlebt von einer farbigen Deutschen (ihr Vater stammt aus Afrika).
Rassismus ist schändlich, Rassismus ist demütigend für die Betroffenen, Rassismus ist verachtenswert, Rassismus hält sich leider schon seit langer Zeit. Alles richtig, und ich hasse Rassismus. Seit vielen Jahren wird er bekämpft, aber er lässt sich nicht ausrotten. Jeder weiß, dass es Rassismus gibt, und da frage ich mich, warum ein Buch erscheinen muss, dass in geballter Form alle weithin bekannten Diskriminierungsstrategien nochmals auf den Tisch bringt. Soll das Buch den Rassismus bekämpfen? Da hat es keine Chancen....
Was mich allein schon stört ist die Sprache, die vielen F- und Sch-Wörter. Das ist für mich in schriftlicher Form in dieser Menge unmöglich! Dann die äußere Form, die sich besonders beim Hörbuch bemerkbar machte. Alles wird in einem Stück gelesen, ohne längere Pausen, so dass man die Zeitsprünge, die zahlreich vorhanden sind, nicht erkennt und sich erst einmal zurechtfinden muss.
Ich war von einer Autobiographie ausgegangen, mittlerweile habe ich aber erfahren, dass nur Teile der Selbsterfahrung der Autorin entsprechen. Da stellt sich die Frage nach der Verteilung. Mir kommt das alles sehr gehäuft vor. Natürlich hat es sicherlich all diese Vorfälle schon gegeben, ich verstehe nur nicht, warum man Reales und Fiktives in so geballter Form für eine Person zusammenmixt.
Irgendwie erinnert mich die Ausweglosigkeit der Protagonistin in diesem Roman an die Bücher der 80er Jahre, als Frauen in fremden Kulturkreisen eingesperrt und misshandelt wurden, kontrolliert wurden und keine Möglichkeit zur Flucht hatten ('Nicht ohne meine Tochter'). Aber die Autorin selbst ist in den 80er Jahren geboren, seitdem hat sich einiges geändert und Hilfseinrichtungen entstanden. Von daher ist nicht zu verstehen, wieso sie sich diesen Demütigungen so lange aussetzt. Es erscheint mir deshalb so unrealistisch, weil die Protagonistin keineswegs schüchtern und zurückhaltend wirkt, sondern eher austeilend und aggressiv, was nicht zu ihrer Opferrolle passt.
Das Buch war leider nicht das, was ich erwartet hatte.