Rezension

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Klischees, Absurditäten und ein bisschen nette Unterhaltung

Traumprinz
von David Safier

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Einstiegsszene fand ich witzig, richtiggehend filmreif, aber natürlich sehr "DavidSafier-mäßig" albern; witzigerweise habe ich die Folgeseiten dann in der Badewanne gelesen und musste unwillkürlich an die Anfangsszene denken. Ich habe mich gefragt, wie Nellie so lange unter Wasser bleiben kann, aber ok. Ist eben ein Buch, konstruiert ist die Geschichte sowieso.

Allerdings ist mir der Schreibstil häufig zu "auslassend", es fehlen Wörter, die somit eine eigenartige Formulierung ergeben, die man dann selber vervollständigen muss. Finde ich bei so einer "schnellen Geschichte" aber nicht weiter verwunderlich, ist zu verkraften. Nellie und den Prinzen finde ich recht einfach gezeichnet als Charaktere, Safier geht nicht wirklich in die Tiefe.
Und zudem habe ich das Gefühl, dass der Autor mehrere Themenbereiche (Kontakt mit Menschen mit Migrationshintergrund, Skinheads...) nacheinander abarbeiten möchte.Im Mittelpunkt des zweiten Teiles steht die Überwältigung von Evila.
Diese wird sehr phantasiereich beschrieben. Allerdings auch mal wieder etwas überzogen...
Danach wird es m.E. etwas spannender, mit dem Hin und Her zwischen Bendix und Retro. Es tendiert dann schön zum Schnulzenroman. :)
Der Gang in die Schneekugel ist irgendwie so absurd-märchenhaft-merkwürdig-abgedreht, den Teil fand ich mit Abstand am schwächsten. Zum Beispiel die Wüste, die Nellie durchqueren muss; wieso ist das so einfach und auch die "Rückreise" gestaltet sich "mal eben so"? Es macht wenig Sinn, etwas zu schreiben, aber dem Leser dann den Sinn bzw. die Lösung des Problems vorzuenthalten...
Danach die letzte "Auseinandersetzung" mit Moore und der Finsternis... Wie es zu erwarten war - Bendix macht sich quasi aus dem Staub und der wahre Held, Retro, rettet Nellie. Bzw. sie rettet sich ja selbst. Tiefgehend ist das Ganze selbstverständlich nicht.
Und das einzig "Reale" ist die Liebe?? Uiiiuiiiuiii.
Wenigstens bekommen sich am Ende die beiden Liebenden. Happy End. :)

Die Häufung von überspitzten und alberenen Darstellungen ist auf Dauer nervig. Andererseits erwarte ich bei David Safier fast auch nichts anderes mehr. Die Stories sind ja insgesamt recht durchschaubar (Mieses Karma, Happy Family).

David Safier wird leider nicht zu meinen Lieblingsautoren, auch durch dieses Buch nicht.

Es ist ein netter Kontrast zu den Büchern, die ich sonst lese, eine wirklich "nette" Story zum Schmunzeln, Kopfschütteln, aber so richtig herzhaft gelacht habe ich bei alldem nicht wirklich. Ich habe - wohl nicht ohne Grund - jahrelang "Safier-abstinent" gelebt.
 
Was mich zum Schmunzeln brachte, sind die Zeichnungen von Oliver Kurth, die ich sehr gelungen finde.  Wirklich herausragend, wie schön er die schriftstellerischen Hinweise zu eigenen, lebendigen Zeichnungen "verarbeitet".
 
Fazit: Eine relativ durchschaubare Story mit sehr viel Klamauk, recht amüsant geschrieben, aber ich hatte keine großen Erwartungen. 
Wer für eine kurze Zeit gut unterhalten sein möchte und auch Absurdes auf allen Seiten durchgehend witzig findet, dem sei es empfohlen. Bei mir war es ein Kontrast zu meiner sonstigen Lektüre. ;-)