Rezension

Kniffliger Krimi

toi, toi, TOT! - Ronny Rindler, Ronny Rindler

toi, toi, TOT!
von Ronny Rindler Ronny Rindler

Bewertet mit 5 Sternen

„...Es geht darum, sich freizumachen. Frei von dem, was andere denken. […] Es geht um den Mut, zu springen. Über den eigenen Schatten...“

 

In Hamburg stürzt Jan, ein junger Mann, vor die U-Bahn. Er überlebt und wird in Psychiatrie eingewiesen. Alles spricht für Selbstmord, selbst die Videoaufnahmen. In der Stadt wird gerade ein neues Musical aufgeführt. Einen Song daraus hat er im Moment des Sprungs gehört. Die Premiere bekam harsche Kritik. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Theaterstück und dem Selbstmordversuch?

Der Autor hat nicht nur einen spannenden, sondern auch einen besonders kniffligen Krimi geschrieben. Er führt mich in die Welt der Bühne, einer Welt von Selbstdarstellung, Eifersucht und Vertuschung.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Personen werden gut charakterisiert. Im Mittelpunkt steht unter anderem Beeke, Jans Schwester. Sie arbeitet als Pförtnerin beim Theater und glaubt nicht an einen Selbstmord ihres Bruders. Allerdings wird sie von eine Kollegin von Jan informiert, dass er sich nach dem Besuch des Musicals verändert hat. Ab und an genehmigt mir Beeke einen Einblick in ihre Vergangenheit.

Sönke gehörte zum Team für das Musical. Doch er hat von Heute auf Morgen das Ensemble verlassen. Warum, bleibt lange im Dunkeln. Jetzt arbeitet er als Pfleger in der Psychiatrie und trifft dort auf Jan. Seine Erkenntnis laut:

 

„...Wenn du nicht mehr willst, was du immer bekommst, höre auf zu tun, was du immer tust!...“

 

Ellen, die Leiterin des Musicals, nutzt alle Möglichkeiten, um für eine ausverkaufte Ausstellung zu sorgen, indem sie zunehmend an die Öffentlichkeit geht. Liegen darin die Wurzeln für die Vorfälle?

Die Vielzahl der Akteure sorgt für eine abwechslungsreiche Handlung. Jeder scheint sein kleines Geheimnis zu haben. Nervend ist Betsie, eine ehrgeizige Mutter. Sie zieht alle Register, um ihren 10jährigen Sohn Niklas eine Hauptrolle zu verschaffen. Der aber will eigentlich gar nicht.

Als es eine weitere Tote gibt, nimmt Beeke die Ermittlungen selbst in die Hand. Wurden ins Musical subtile Botschaften integriert, die für Selbstmorde sorgen? Welche Rolle spielen die Geldgeber in Kopenhagen?

Der Autor versteht es geschickt, den Spannungsbogen hoch zu halten und die wahren Zusammenhänge bis zum Schluss zu verschleiern. Immer wieder geraten anderen Personen als Täter ins Blickfeld. Nach und nach werden die komplexen Beziehungen in der Theaterwelt entwirrt. Das hilft beim Mitraten aber nur begrenzt und für mich genauso in die Irre wie Beeke. Sie ahnt nicht, dass sie nun persönlich in Gefahr ist.

Einen Protagonisten möchte ich nicht vergessen. Es ist Beekes Kampfkater Zorro. Er verteidigt seinen Dosenöffner hervorragend.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.