Rezension

knüft nahtlos an das "Glücksmädchen" an

Böse Schwestern
von Mikaela Bley

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ich vor einem guten Jahr das "Glücksmädchen" nahezu verschlungen hatte, freute ich mich schon riesig auf den zweiten Teil der "Ellen-Tamm-Reihe". "Böse Schwestern" erschien nun im Februar als Taschenbuch sowie E-Book im Ullstein Verlag. Es handelt sich um den zweiten Psychothriller der schwedischen Autorin Mikaela Bley.

Ich möchte gerne gleich vorwegsagen, dass ich unbedingt empfehle zunächst den ersten Teil "Glücksmädchen" zu lesen da Teil 2 der Reihe aus meiner Sicht nahtlos an der Vorgeschichte ansetzt. Es handelt sich zwar theoretisch um einen in sich abgeschlossenen Kriminalfall - aber: Es geht in beiden Büchern auch sehr viel um Ellen-Tamm`s eigene Geschichte und ich denke dass man viele Dinge besser begreift wenn man damit von Beginn an startet.

Zum Inhalt:
Die Kriminalreporterin Ellen Tamm kehrt im Sommer zurück in Ihre Heimat auf das Gut Ihrer Familie. Dort starb vor vielen Jahren im Kindesalter Ellen`s Zwillingsschwester Elsa. Diese Tragödie hat Ellen nie überwunden und kämpft mit Ängsten, Panik und Depressionen. Doch wie es der Zufall will geschieht natürlich hier ein Mord. Eine junge schwangere Frau wurde erschlagen. Und Ellen lässt dieses Verbrechen nicht kalt und so beginnt Sie mit ihren eigenen Ermittlungen.

Meine Meinung:
Das Buch ist in viele kurze Kapitel unterteilt und wird aus Sicht von Ellen sowie von zwei weiteren Protagonistinnen - Hannah und Alexandra - erzählt. Zunächst erscheint dies etwas verwirrend aber schon nach kurzer Zeit weiß man wer dieses anderen beiden Frauen sind. Die Kapitel werden jeweils mit dem Datum, der Uhrzeit und der jeweiligen Erzählerin voneinander abgegrenzt. Diese 3 Stränge bauen aufeinander auf, steigern sich in Ihrer Spannung und Intensität und fließen letztendlich zum großen Finale zusammen.

Am intensivsten und bedeutungsvollsten ist natürlich die Erzählung aus Sicht von Ellen. Ich muss dazu sagen, im Teil 1 war mir die Hauptprotagonistin sympathischer und ich konnte mich mehr mit Ihr identifizieren. Dies gelang mir im vorliegenden Buch nicht mehr. Ellen ist geprägt von den schrecklichem Ereignis aus Ihrer Kindheit. Sie hatte nie die Möglichkeit dieses Vorkommnis aufzuarbeiten. Wie schrecklich muss es auch sein die Schwester - noch dazu den Zwilling - zu verlieren. Sie kämpft mit Ihren eigenen Dämonen und schafft es nicht ein geordnetes bzw. zufriedenstellendes Leben zu führen. Auch wenn ich es in Kriminalromanen bzw. Psychothrillern sehr gerne mag, wenn man viel persönliches von den Ermittlern / Reportern erfährt so ist dies bei "Böse Schwestern" in meinen Augen zu sehr ausgeprägt und verschafft teilweise unnötige Längen im Buch. Das ist aber auch der einzige Minuspunkt für diesen Psychothriller. Denn sprachlich und allgemein vom Fall her fasziniert mich die Autorin auch wieder mit Ihrem zweiten Werk.

Ich möchte gerne noch einen Absatz zitieren der mir ziemlich nahe ging:

" Der Schock, wenn Menschen begreifen, dass es zu spät ist.
Dass man nichts mehr in Ordnung bringen kann.
Wenn alle Worte und Taten endgültig sind.
Und man nicht mehr um Verzeihung bitten kann.
Oder sagen: ich liebe dich. Der Tod bedeutet >>nie wieder>> . "

(im Ebook Seite 103 erster Absatz). Genau wegen solcher Absätze und sprachlichen Spielerein liebe ich die Bücher von Mikaela Bley. Sie gehen mir sehr nahe und geben mir viel Stoff zum Denken mit. Vielen Dank hierfür.

Mein Fazit:
Zum guten Schluss möchte ich beide Bücher der Autorin allen Liebhabern von schwedischer Krimikunst ans Herz legen. Die Geschichten sind beide sehr schön zu lesen, auch wenn bei dem Buch "Böse Schwestern" der Spannungsbogen etwas überzogen wird und dadurch diverse Länge entstehen. Ich vergebe sehr gerne 4 von 5 Sterne und freue mich schon auf einen hoffentlich erscheinenden 3. Teil der Ellen-Tamm-Reihe.