Rezension

Königsklasse des Geschichtenerzählens

Moonglow
von Michael Chabon

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mein erster Roman von Chabon, aber bestimmt nicht der letzte – der Mann kann Geschichten erzählen.

In diesem Buch erzählt Chabon die (fiktive, aber wohl doch Wahres enthaltende) Biographie seines Großvaters, welche dieser ihm auf dem Sterbebett anvertraut.

In diesen Großvater bin ich jetzt ganz verliebt. Ein Mann mit Ecken und Kanten, schweigsam, eigenbrötlerisch, klug, dabei doch liebevoll und zutiefst loyal, oftmals aber auch voller Zorn. Episodenhaft und zwischen verschiedenen Zeitpunkten hin und her springend erfahren wir von seinem bewegten Leben – seinem Einsatz im 2. Weltkrieg, seine Ehe mit einer wunderschönen, klugen, leidenschaftlichen und psychisch labilen Französin, einer späten zweiten Liebe, seiner Zeit im Gefängnis, beruflichen Erfolgen und Misserfolgen und seinem Traum von der Weltraumfahrt.

In diesem Jahr habe ich viele Bücher gelesen, die zwischen verschiedenen Zeiten (und oft auch Perspektiven) springen, und ja, ich würde gerne mal wieder ein Buch lesen, das schlicht chronologisch geordnet ist. Hier aber macht das episodische Durcheinander Sinn, da es die Erzählung eines Lebens anhand von Anekdoten widerspiegelt. Zudem war ich auch immer schnell wieder in der jeweiligen Geschichte drin und konnte mich zunehmend gut in dieser Biografie orientieren.

Trotz vieler tragischer und trauriger Momente habe ich mich zunächst etwas schwergetan, mit den Charakteren wirklich mitzufiebern. Ich denke, das liegt an einer gewissen humorvollen Distanz, die der Autor und seine Figuren zum Geschehen beibehalten. Darin liegt aber auch eine Haltung ausgedrückt –und vielleicht kann man nur so ein ereignisreiches Leben einigermaßen würdevoll überstehen. Außerdem ist die Lektüre so ausgesprochen unterhaltsam, und Chabon kann einfach wunderbar mitreißend schreiben.