Rezension

Können Kinder böse sein?

Das Böse in deinen Augen - Jenny Blackhurst

Das Böse in deinen Augen
von Jenny Blackhurst

Die Psychologin Imogen Reid kehrt nach langer Zeit in ihre Heimatstadt zurück und übernimmt den Fall der jungen Ellie. Imogen scheint die einzige zu sein, die in Ellie einfach ein Mädchen sieht, das Hilfe braucht, die ihr bisher keiner zugestanden hat. Denn sogar ihre Pflegeeltern haben Angst vor Ellie, denn wann immer sie wütend ist geschehen schrecklich Dinge. Doch Ellie beginnt langsam, Imogen zu vertrauen, da Imogen sich für sie einsetzt, denn schließlich ist sie nur ein kleines Mädchen, oder nicht?

Das Cover finde ich außergewöhnlich, es hat eine symbolische Bedeutung, die sich nach dem Lesen erschließt (nach Außen Schmetterling, nach Innen dornig). Der Titel ist passend.

Das Buch ist anders, als ich es erwartet habe. Die Charaktere sind wirklich interessant, wobei man einige von ihnen nur oberflächlich kennen lernt. Erzählt wird aus der Perspektive von Imogen sowie in einer Perspektive über Ellie. Zu Beginn ist noch keine wirkliche Spannung erkennbar, das Buch lässt sich aber schnell lesen. Nebensächliches bzw. Hintergrundhandlungen geraten in der Geschichte sehr in den Hintergrund und bleiben teils sehr oberflächlich. Beispielsweise ist da Imogens Mann Dan, der praktischerweise Autor ist und im Homeoffice arbeitet – also immer dann zur Stelle ist, wenn es gerade passt, ansonsten erfährt man allerdings sehr wenig über ihn (abgesehen von seinem Wunsch, eine Familie zu gründen). Die Hauptcharaktere sind aber vielschichtig und nach und nach bekommt man ein gutes Bild von ihnen.

Ständig wird der Leser verwirrt und kann miträtseln. Man wechselt von Mitgefühl für einen Charakter zu Unverständnis für eben diesen oder einen anderen – kurzum: bis zum Ende weiß man nicht wirklich, was man von allen Personen halten soll. Das Ende ist mehr als überraschend, damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Es scheint der Stil der Autorin zu sein, den Leser in die Irre führen zu wollen. Man weiß nie genau, ob etwas jetzt so schlimm ist, wie dargestellt, oder ob etwas so harmlos ist, wie es beschrieben wird. Das erzeugt natürlich Spannung.