Rezension

Können Tiere denken?

Klüger als wir denken - Juliane Bräuer

Klüger als wir denken
von Juliane Bräuer

Bewertet mit 4 Sternen

Juliane Bräuer stellt aktuelle Studien der vergleichenden Kognitionsforschung vor. Hierbei werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier hinsichtlich ihrer Denkfähigkeiten beleuchtet.

Dabei zeigt sich, dass Tiere zu ganz verblüffenden Leistungen fähig sind. So wussten Sie, dass bestimmte Tierarten planen können? Oder gar rechnen? Oder ein Ich-Bewusstsein besitzen?

Der Aufbau des Buches ist klar und übersichtlich. Im ersten Teil wird dargestellt, was Tiere über ihre physikalische Umwelt verstehen und im zweiten Teil, was Tiere über ihre soziale Umwelt verstehen. Dies immer in Hinblick bzw. im direkten Vergleich zum Menschen. So erhält man nicht nur Einblicke über die kognitiven Fähigkeiten der Tiere, sondern auch über die der Menschen.

Die Studien selbst werden sehr gut und nachvollziehbar erklärt, mitunter auch mit Hilfe von gelungenen Illustrationen. Die Autorin beweist einen eigenen kritischen Blick, in dem sie die Studien immer wieder auch hinterfragt, verschiedene Interpretationsmöglichkeiten neben einander stellt und wiederholt auf die Grenzen der Interpretation hinweist, zudem die vergleichende Kognitionsforschung noch ein recht neues Gebiet darstellt. Zugleich wird auch deutlich, wie schwierig es eigentlich ist, aussagekräftige Studien zu entwickeln.

Für mich war dieses Buch insgesamt sehr lehrreich. Über das Gebiet der vergleichenden Kognitionswissenschaft wusste ich bislang wenig. Einige der Forschungsergebnisse überraschten und erstaunten mich sehr. Die Fülle der Studien erschlug mich allerdings manchmal, so dass ich das Buch immer mal wieder zur Hand nahm, um es stückweise zu lesen.

Der reflektierte Blick der Autorin gefiel mir und regte mich auch immer wieder zum Nachdenken an. Zudem gefiel mir das Anliegen der Autorin, neben der Darstellung des aktuellen Forschungsstandes, das Bewusstsein des Lesers zu wecken, dem Tier mit mehr Respekt zu begegnen und dessen Lebensraum zu schützen.

Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin doch ein paar Worte mehr zur ethischen Verantwortung des Wissenschaftlers sagte. Auch ein paar Worte mehr zum Nutzen dieser Studien - inwiefern nutzen denn z.B. diese Forschungsergebnisse konkret dem Tier? Ebenfalls fehlte mir eine breitere Reflexion darüber, inwieweit man diese direkten Mensch- Tiervergleiche wirklich ziehen kann; wie die Ergebnisse bewertet werden können. Einiges schneidet die Autorin durchaus an, doch für mein Empfinden hätte sie hier doch etwas mehr Raum widmen können.

Fazit: Ein aktueller und interessanter Überblick über Ergebnisse der vergleichenden Kognitionsforschung. Sehr gut für Schüler und Studenten geeignet, natürlich auch für alle anderen Interessierten und speziell auch für diejenigen, die meinen, dass Tiere über keine kognitiven Fähigkeiten verfügen..:)