Rezension

Koffer packen und weiter ...

Der Schwimmer - Zsuzsa Bank

Der Schwimmer
von Zsuzsa Bánk

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Mutter verlässt ihren Mann und ihre Kinder; später erfährt man, dass sie aus Ungarn nach Deutschland geflohen ist. Man schreibt 1956, das Jahr des Aufstandes .

Der Vater, unfähig, sich um seine Kinder zu kümmern, zieht mit ihnen von einem Verwandten zum nächsten. Kaum haben Ista und Kata sich irgendwo eingelebt, müssen sie weg, sei es, dass der Vater eine Affäre mit einer verheirateten Frau beginnt, sei es durch einen Unglücksfall.

Auch wenn die Situation der verlassenen Kinder geprägt ist von Haltlosigkeit, zerstörtem Vertrauen und Einsamkeit, schimmert die Verzweiflung nur zwischen den Zeilen durch. Kata erzählt aus der Position einer Zehn- bis Zwölfjährigen, die manche Dinge einfach zur Kenntnis nimmt ohne sie zu hinterfragen, sich über Verhaltenweisen Erwachsener zwar wundert, sie aber akzeptiert. Die Autorin sorgt dafür, dass ihre Erzählerin die Entwicklung, sich von der Mutter zu lösen, sie aber gleichzeitig weiter irgendwie zu lieben, nicht als eine Folge großer Gefühle, sondern als Begebenheiten erlebt, die sich ineinander fügen. Sie erzählt verhalten und ruhig, spröde beinah und schafft trotz der Unmittelbarkeit durch die Ich-Perspektive Distanz.

Die Handlung, sofern man davon sprechen soll, kann man in zwei Sätzen umreißen. Es ist nur Alltägliches, was aneinandergereiht wird, die Monate, die Jahreszeiten und die Wiederholungen im Jahreskreis. Außerdem kommt auch dieses Buch der Autorin ohne wörtliche Rede aus.

Man fragt sich allerdings: Gehen die Kinder nicht zur Schule? Bis auf eine kurze Erwähnung ist nicht die Rede davon, dass oder wie sie Lesen und Schreiben lernen.

Wer „Der Schwimmer“ ist, scheint zunächst unklar; der Vater, ein erfahrener, geübter Schwimmer, lehrt es seine beiden Kindern, und für Isti wird das Wasser zum Element, in dem er sich am wohlsten fühlt. Erst am Ende wird der Titel auf tragische Weise eindeutig.