Rezension

Komisch und tiefgründig, klasse!

Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke
von Joachim Meyerhoff

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt / Klappentext:

Die Kindheit auf dem Gelände einer riesigen Psychiatrie und das Austauschjahr in Amerika liegen hinter ihm, der gerade zwanzig gewordene Erzähler bereitet sich auf den Antritt des Zivildienstes vor, als das Unerwartete geschieht: Er wird auf der Schauspielschule in München angenommen und zieht in die großbürgerliche Villa seiner Großeltern in Nymphenburg.Seine Großmutter ist eine schillernde Diva und selbst ehemalige Schauspielerin, sein Großvater emeritierter Professor der Philosophie, eine strenge und ehrwürdige Erscheinung. Ihre Tage sind durch abenteuerliche Rituale strukturiert, bei denen Alkohol eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Unter ihrem Einfluss wird der Erzähler zum Wanderer zwischen den Welten.
Tagsüber an der Schauspielschule systematisch in seine Einzelteile zerlegt, ertränkt er abends seine Verwirrung auf dem opulenten Sofa in Rotwein und anderen Getränken. Aus dem Kontrast zwischen großelterlichem Irrsinn und ausbildungsbedingtem Ich-Zerfall entstehen die ihnvöllig überfordernden Ereignisse. Zugleich entgeht ihm nicht, dass auch die Großeltern gegen eine große Leere ankämpfen, während er auf der Bühne sein Innerstes nach außen kehren soll und dabei fast immer grandios versagt.

Meine Meinung:

Joachim Meyerhoff habe ich in letzter Zeit mehrfach in TV-Talk-Shows gesehen, wo er einige Anekdoten aus seinem Leben erzählt hat. Einige davon habe ich im Buch wiedergefunden und muss feststellen, dass er genauso wunderbar, interessant und amüsant schreibt, wie er erzählt! Seine vorherigen Bücher habe ich nicht gelesen, aber ich habe den Eindruck, dass man diese nicht kennen muss, wenn man dieses neue Buch liest.

Während er in München eine Schauspielschule besucht, wohnt er über drei Jahre bei seinen Großeltern. Er erzählt aus dieser Zeit einerseits, wie das Leben bei den Großeltern war, was er mit ihnen erlebt hat und andererseits, was er in der Schauspielschule für Erfahrungen gemacht hat, die stark von seinen Selbstzweifeln geprägt waren.

Die Beschreibung seiner Großeltern finde ich herrlich und ein bißchen skurril sind sie auch, was ich sehr mag. Da gibt es viel zu Schmunzeln, wie über den Großvater, der mehr "innerlich turnte". Die Dialoge zwischen den beiden Großeltern erinnern mich stark an Loriot, worüber ich mich köstlich amüsieren kann!

Dabei ist es aber nie oberflächlich witzig, sondern es gibt auch ernste Momente, die er sehr feinfühlig und intensiv beschreibt. Wie den frühen Tod seines Bruders und wie er diesen zu verarbeiten versucht.

Meyerhoff versteht es wirklich hervorragend, nicht nur lustige Anekdötchen über seine Großeltern zu erzählen oder witzige Geschichten aus der Schauspielschule, sondern er geht weiter und gewährt dem Leser Einblick in sein Innenleben. An manchen Stellen wird er auch ein bißchen philosophisch, was mir ebenfalls gut gefallen hat.

Insgesamt ein wirklich gutes, interessantes Buch, was ich nur empfehlen kann. Die beiden Vorgänger-Bücher werde ich sicher auch noch lesen oder mir als Hörbücher anhören.