Rezension

Komm an Bord der Raubtier!

Windjäger - Jim Butcher

Windjäger
von Jim Butcher

Bewertet mit 5 Sternen

"Was hatte die Änderung bewirkt? Was machte den Unterschied? 

Sie selbst. 

Ganz allein sie selbst."

S. 528

Klappentext

Seit der Nebel die ganze Welt überzogen hat, leben die Menschen in festungsartigen Städten auf den Gipfeln der Berge. Den Nebel zu betreten kann tödlich sein. Dennoch fallen Truppen der Gipfelfestung Aurora in das Gebiet von Albion ein, und ein Krieg kann nicht mehr abgewendet werden. Der Gipfelfürst von Albion ruft seine Verbündeten zusammen und bereitet sein Volk auf den Kampf vor. Die Flotte ist stark, die Männer und Frauen sind gut ausgebildet. Doch seine größte Hoffnung setzt der Gipfelfürst auf die geheime Mission von Kapitän Grimm und dessen Luftschiff Jäger.

Inhalt & Aufbau

Kurz nachdem Turm Albion von aurorischen Truppen angegriffen wurde, wird eine kleine Gruppe von albionischen Gardisten auf eine wichtige Mission geschickt, um dem Gegner das Handwerk zu legen. Das tückische an der Sache ist, dass ebendiese Gruppierung aus drei jungen Menschen, die zur Zeit des Angriffs noch mitten in der Grundausbildung steckten, zwei Ätherikern, die sonderbarer nicht sein könnten und einem Luftschiffkäpitän, der vor Jahren unehrenhaft aus der albionischen Luftschiffflotte entlassen wurde, besteht.

Der Leser begleitet dieses Team an Sonderlingen auf eine spannende Mission, die die Gegner Albions zu Fall bringen soll.

Das Buch umfasst 69 Kapitel auf 764 Seiten. Zu Beginn eines jeden Kapitels erfährt der Leser kurz anhand der Überschrift, in welchem Teil der Welt er sich gerade befindet. Die Kapitel beschreiben die Geschehnisse um verschiedene Charaktere im Wechsel, wodurch der Leser einen Eindruck davon erhält, welche Ereignisse sich zu bestimmten Zeitpunkten zutragen.

 

Funfact sowie Wissenswertes zu Buch & Autor

Ein kleiner Funfact am Rande hat noch niemandem geschadet. :) 

In den Klappentext hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen, denn das Schiff des Kapitäns Grimm heißt im Buch nicht "Jäger" sondern "Raubtier". Ein viel passenderer und auch emotionalerer Name als "Jäger", wie ich finde. ;)

Nun stellt sich mir die Frage, ob sich der Titel des Romans auf eine falsche Übersetzung des Luftschiffnamens stützte oder andersrum... Oder gar nicht? In der englischen Version wird das Luftschiff übrigens "Predator" genannt, also tatsächlich "Raubtier". 

Der englische Originaltitel lautet "The Aeronaut´s Windlass - The Cinder Spires" ("Die Ankerwinde des Aeromauten - Die Aschetürme"; nagelt mich bitte nicht auf diese Übersetzung fest ;] ), was so ziemlich gar nichts mit dem deutschen Titel zu tun hat, den ich für den Roman durchaus passender finde.

Jim Butcher wurde 1971 in Independence, USA geboren und wurde durch seine schriftstellerischen Serien "Dresden-Files" (abgeschlossen in 15 Bänden; deutsche Übersetzung komplett im Feder&Schwert Verlag erschienen) und "Codex Alera" (abgeschlossen in 6 Bänden; deutsche Übersetzung komplett im Blanvalet Taschenbuch Verlag erschienen) weltbekannt. 

Im September 2015 erschien der erste Band seiner Steampunkt-Serie "Cinder Spires", welche im deutschen Raum unter dem Titel "Windjäger" (März 2016) bekannt geworden ist.

 

Cover

Das Cover hat mir tatsächlich sehr geholfen mir die Stadt bzw. den Turm Albion vorzustellen. Ich konnte mir aus den Beschreibungen im Buch keinen so wirklichen Reim darauf machen, wie der Autor sich diese Welt nun tatsächlich vorstellte. Da war dieses Bild richtig hilfreich. 

Aber auch ohne diese Hilfestellung gefiel mir das Cover ungemein gut. Durch Nebel und Nacht ist es relativ düster und spiegelt die Zeit des Krieges wieder, in der sich Albion befindet.

 

Schreibstil

Das Buch kann durch einen sehr flüssigen und bildhaften Schreibstil überzeugen. An manchen Stellen beschreibt Butcher die Atmosphäre und Umgebung dermaßen ausführlich, dass man denken könnte, man stünde selbst in der Szenerie. Diese Ausführungen verwendet er allerdings in einem solch ausgewogenem Maß, dass es einem nicht zu viel erscheint.

 

Meinung

Dieses Buch ist ein wahrer Schatz für mich geworden. Butcher hat mit Windjäger eine Welt erschaffen, die komplexer kaum sein könnte. Zugegeben: Anfangs fehlten mir ein paar Hintergrundinformationen, um mir ein allumfassendes Bild von der Welt machen zu können, aber nach und nach bekommt man ein Gefühl für die Szenerie und wünscht sich, dass dieses Buch niemals enden würde. 

"Windjäger" liest sich meiner Meinung nach mehr wie eine Erzählung, als ein Roman. Mit einer Selbstverständlichkeit werden dem Leser Fakten und Begebenheiten dargelegt, dass man denken könnte, Butcher hätte es mit eigenen Augen gesehen. 

Der Ausbau der Charaktere hat mir wahnsinnig gut gefallen. Jeder einzelne glänzt durch eine eigene Hintergrundgeschichte, wodurch eine unglaubliche Charaktervielfalt gegeben ist. Von der mutigen Heldin mit großem Mund über ein verrücktes Mädchen, das überhaupt nicht ahnt, wie wichtig es für den Verlauf der Dinge ist, bis hin zu einem stolzen und  wortgewandten Kapitän, der lieber sterben würde, als Schiff & Crew zu verlieren, ist alles vorhanden.

Besonders erfrischend ist die Figur Rowl: Ein Kater, stolz und arrogant, der aufgrund seines Wesens einfach nur geliebt werden muss.

Die Dialoge sind angenehm durchdacht und überzeugen durch Witz und Sarkasmus. Aber auch die Ernsthaftigkeit der Dinge geht in diesem Buch nicht verloren. So manche Wahrheit versteckt sich zwischen den Zeilen und hat mich einige Male dazu angehalten, das Buch zur Seite zu legen und erst einmal über das Gelesene nachzudenken.

Der Verlauf der Geschichte war so nicht vorhersehbar, aber auch nicht sonderlich überraschend. Wie es an sich mit der Story weitergehen wird, kann ich nicht behaupten zu erahnen. Ich freue mich auf jeden Fall schon riesig auf Teil 2! Mr. Butcher, hau in die Tasten!

 

Fazit

Ein grandioser Fantasy-Reihenauftakt mit Steampunk-Elementen, der durch einen komplexen Weltenaufbau und sensationelle Charaktere überzeugen kann.