Rezension

Komm mit ins Bösland

Bösland - Bernhard Aichner

Bösland
von Bernhard Aichner

Bewertet mit 5 Sternen

 „Komm mit ins Bösland“ sagte sein Vater immer, wenn er Ben mit auf den Dachboden zitierte, um ihn dort zu züchtigen. Gründe fanden sich immer und die Mutter schaute weg. Auch an seinem zehnten Geburtstag geht Ben, keine Geschenke erhoffend, diesmal allein dorthin. Sein größtes Geschenk findet er dort, nämlich seinen Vater am Deckenbalken baumelnd. Ratlos, was denn nun zu tun sei, da seine Mutter im Krankenhaus ist, ruft er seinen Freund an. Dieser ist begeistert ob des gruseligen Anblicks und animiert Ben zu einer schaurigen Totenschau, nur gegen Entgelt, für die Dorfjugend. 
Einige Jahre später, in diesen wird das Treiben der beiden Jungen beschrieben, findet man Ben in der Umarmung mit der grauenvoll zugerichteten Leiche eines jungen Mädchens im Bösland. Selbstverständlich wird Ben als Mörder abgeführt und er kommt, da noch minderjährig in die Psychiatrie. Dreißig Jahre später, Ben ist entlassen worden und hat sich eine bescheidene Existenz aufgebaut, geschieht ein Mord an Bens’ Therapeutin. Da die Tat auf dieselbe Art ausgeführt wurde wie jene vor dreißig Jahren ist Ben hierzu natürlich der Hauptverdächtige.
In Gesprächen mit seiner Therapeutin, der einzigen Person die in ihm nicht nur das Monster sieht,  versucht Ben sich an die Tat vor dreißig Jahren zu erinnern. So offenbart sich eine früh gebrochene menschliche Seele. Der Thrill entsteht im Kopf des Lesers. Viele, erfreulich kurze Kapitel bestehen ausschließlich aus Dialogen, denen man sehr gut folgen kann. Zuweilen wirkt es wie ein Kammerspiel. Der Schreibstil ist kurz, treffend, schnörkellos. Es gibt keine blumigen Beschreibungen unnötiger Gegebenheiten. Zum Ende hin überwiegt die erzählerische Komponente, bis es zum überraschenden Showdown in Thailand kommt.
Dies war mein erster Roman dieses Autors. Erfrischend anders hat er sich von der Masse der Psychothriller abgehoben, die meist nach dem gleichen Schema aufgebaut sind und mich oft schon langweilen. Ich empfand dieses Buch gerade wegen seines leisen Nervenkitzels als  außergewöhnlich fesselnd und habe es in wenigen Stunden gelesen. Als ich im Anschluss festgestellt habe, dass es mehr als 400 Seiten sein sollen war ich erstaunt. Mir kamen es eher wie 150 vor.