Rezension

Kommt nicht an die Grand County Reihe der Autorin heran

Harter Schnitt - Karin Slaughter

Harter Schnitt
von Karin Slaughter

Auf den letzten 100 Seiten wird es richtig spannend und so, wie ich es von Karin Slaughter gewohnt bin. Endlich arbeiten die Figuren zusammen und man merkt, dass wieder die Spannung und die Leidenschaft der Grand County Reihe aufkommt. Davor war das leider nicht der Fall.

ACHTUNG! Die Rezension entält Spoiler zur Grand-County-Reihe der Autorin!!!
Der Schreibstil ist genau wie immer bei Karin Slaughter eingängig und flüssig. Die ersten 37 Seiten hatte ich gleich weggelesen, obwohl ich nur kurz vorne reinschauen wollte. Hätte ich nicht einen Termin gehabt, dann hätte ich auch noch weiter gelesen. Die Story geht sofort spannend los. Ich wurde in eine actionreiche Handlung geworfen, die mich gepackt hat. Dennoch bin ich nicht uneingeschränkt begeistert. Ich liebe die Grand County-Reihe von dieser Autorin. Die Reihe um Will Trent hat mich nie wirklich interessiert. Mit Tote Augen wurden die Reihen nach Jefferys Tod ja nun zusammengeführt, aber ich muss sagen, dass die Autorin es nicht schafft die tolle Atmosphäre der Grand County Reihe mit hinüber zu retten.

Amanda ist für mich keine gute Chefin, sondern eine machtsüchtige Frau, die ihre Macht weidlich ausnutzt, indem sie Wissen streut oder für sich behält, wie es ihr gerade in den Kram passt. Sie ermittelt gemeinsam mit Will in dem Fall, aber sie weiht ihn lange nicht in alles ein, was sie weiß. Mich machte das unglaublich wütend. Es wirkt ein bisschen, als ob sie gar nicht will, dass der Fall aufgeklärt wird. Man fragt sich ein ums andere Mal: Was verbirgt sie? Außerdem macht sie Will oft lächerlich, was ich für eine Vorgesetzte auch unter aller Kanone finde. Amanda ist für mich in dieser Reihe die Unperson Nummer 1.

Will, der eigentliche Hauptermittler in diesem Buch hat Probleme über Probleme. Probleme mit seiner Legasthenie, Probleme mit den Frauen in seinem Umfeld und bedingt durch seine Legasthenie oft Probleme die Dinge richtig zu erfassen. Er ist einfach kein tougher Ermittler, sondern wirkt ein bisschen wie das Anhängsel seiner Partnerinnen. Er hat so viele Selbstzweifel und ist unsicher. Es macht einfach keinen wirklichen Spaß ihm beim ermitteln zuzusehen.

Faith kann man einerseits verstehen, aber andererseits fragt man sich, warum sie niemandem vertraut. Sie macht sich natürlich Sorgen um ihre Mutter, aber warum arbeitet sie nicht mit Amanda und Will zusammen? Mit den beiden Detektives, denen sie, als ihrer Chefin und ihrem Partner, am Meisten vertrauen sollte? Dies erschließt sich mir nicht wirklich.

Sara kam eher weniger in diesem Band vor. Sie ist es dennoch, die mich an dieser Geschichte dran bleiben lässt. Ich hoffe immer noch, dass sie irgendwann wieder mehr Raum einnehmen wird.

Auf den letzten 100 Seiten wird es dann richtig spannend und so, wie ich es von Karin Slaughter gewohnt bin. Endlich arbeiten die Figuren zusammen und man merkt, dass wieder die Spannung und die Leidenschaft der Grand County Reihe aufkommt.

Insgesamt ist der Fall spannend und das Buch flüssig geschrieben, aber warm werde ich mit diesen Figuren noch nicht, aus diesem Grund gibt es von mir nur 3,5 Sterne. Ich hoffe weiter darauf, dass sich mir die Figuren in den folgenden Bänden noch mehr erschließen werden.