Rezension

Kompakt, klar und aufrüttelnd.

Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst
von Albrecht Müller

Bewertet mit 5 Sternen

Mir ist es ja schon so manches mal passiert, dass ich mich über bestimmte Aussagen, oder eine scheinbar unpassende Wortwahl in Nachrichtensendungen und Berichterstattungen aufgeregt habe. Tiefgründigkeit, oder gar Vollständigkeit der Sachlage erwarte ich schon lange nicht mehr.
Ausschweifende Texte kann man dem Zuschauer heuer nicht mehr zumuten, so lautet die Begründung der Macher. Zeit und Geduld fehlen beim Publikum.

Oder steckt doch etwas anderes dahinter?

Mit seinem Buch stellt der Autor und Mitbegründer der Nachdenkseiten diese Art der Informationen jedenfalls in einem anderen Licht dar. Er listet 17 Methoden auf, wie wir alle Tag für Tag manipuliert werden, durch Andeutungen, Halbwahrheiten, Auslassungen, Expertenmeinungen, Inszenierungen.... Ich wäre empört, wenn ich nicht schon so manche Vorgehensweise geahnt hätte.
Da aber die Theorie immer abstrakt ist, bietet der Herr Müller (Jahrgang 1938) in der zweiten Hälfte seines Buches auch gleich 16 Fälle von erfolgreicher Meinungsmache an. Sehr interessant, aufschlussreich und aktuell (u.a. aus dem Jahr 2019). Auch hier ein großes Thema, die Krimkrise und der Aufbau Putins zum Schreckensherrscher. Auch wenn ich schon in "Die Macht der Geographie" von Marshall von den sehr speziellen geopolitischen Ängsten und den daraus resultierenden Entscheidungen der Russen informiert worden bin, so brauchte ich dennoch hier wieder diesen Denkanstoß. Und so ging es mir mit vielen Themen.

Kernaussage ist wohl, dass wir mit diesen Manipulationen gelenkt werden und schließlich die Demokratie immer weiter ausgehebelt wird. Ohne umfassende Informationen können wir keine vernünftigen Entscheidungen mehr treffen, diffuse Ängste und Ahnungen lassen uns wie Schafe dem Leittier folgen.

Kompakt, klar und aufrüttelnd, so möchte ich hier das nur 143 Seiten starke Büchlein bezeichnen, das mit einem Aufruf zum Zweifeln schließt. Denn mit den Zweifeln schwindet der Glaube, beginnt das Hinterfragen und gipfelt es im Selbstdenken (auch wenns mühsam ist).

Kommentare

wandagreen kommentierte am 27. November 2019 um 19:04

Tscha, was sollen wir nur hierzu sagen: Die Sachlage ist unklar. Ein Lieblingsnachrichtenwort. Schon allein, dass sich die zur Objektivität verpflichtenden Sender erlauben, Kinofilme zu empfehlen, ist eine Frechheit. Von vielem anderen ganz zu schweigen.