Rezension

Komplex und außergewöhnlich

Die Zeitrausch-Trilogie 1: Spiel der Vergangenheit - Kim Kestner

Die Zeitrausch-Trilogie 1: Spiel der Vergangenheit
von Kim Kestner

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Als die siebzehnjährige Alison eines Morgens aufwacht, schein alles so zu sein, wie immer... nur dass ihr kleiner Bruder fehlt. Es ist, als hätte es ihn nie gegeben, nicht einmal Alisons Eltern können sich an ihn erinnern. Bevor Alison die Situation richtig erfassen kann, wird sie in eine Realityshow des 25. Jahrhunderts teleportiert. In ihrer Vergangenheit wurde eine Kleinigkeit geändert, sodass ihr Bruder nie gezeugt wurde. Alisons Aufgabe ist es nun durch die Zeit zu reisen und zu versuchen, die Ereignisse wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Dafür wird ihr als Scout der abweisende Kay zur Seite gestellt, der eine seltsame Verbindung zu Alison zu haben scheint.

Meinung: "Spiel der Vergangenheit" ist der Auftakt der neuen Trilogie der deutschen Autorin Kim Kestner, auf den ich durch eine Leserunde aufmerksam wurde.
Erzählt wird aus Sicht der Hauptfigur Alison. Sie ist im Großen und Ganzen eine recht sympathische Hauptfigur, auch wenn sie anfangs etwas eindimensional rüberkam, was sich aber schnell gelegt hat. Sie ist ziemlich hitzköpfig und impulsiv, was ihr manchmal aber auch zu gute kommt.
Kay ist Alisons Scout und soll ihr helfen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Er macht sie mit den Regeln vertraut und versucht dafür zu sorgen, dass sie während ihrer Vergangenheitsreisen keine gravierenden Fehler macht. Er wirkt anfangs sehr hart und distanziert. Es ist ganz klar zu spüren, dass er schon einiges durch die Show erlitten hat.
Sehr schnell baut sich zwischen den beiden eine unübersehbare Spannung auf, die in der zweiten Hälfte des Buches leider sehr stark abflacht. Was das betrifft setze ich meine Hoffnungen allerdings auf Band 2, der seine Schatten schon voraus wirft.
Die Geschichte verläuft sehr rasant, man wird direkt ohne große Vorreden in die Handlung geworfen und erhält die wichtigen Informationen erst nach und nach, trotzdem ist mir der Einstieg leicht gefallen. Der Grundentwurf stützt sich dabei auf die Viele-Welten-Interpretation, nach der - vereinfacht ausgedrückt - unendlich viele Zeitstränge in denen unendlich viele verschiedene Entscheidungen getroffen wurden parallel zueinander existieren. Die Protagonisten bewegen sich zwischen ihnen und versuchen wieder auf den richtigen Strang aufzuspringen. Dadurch wird diese Geschichte wirklich einzigartig, aber auch stellenweise sehr komplex, was für mich ein absoluter Pluspunkt war. Von flacher Unterhaltungslektüre hier keine Spur.
Erzählstil und Sprache sind flüssig und in Verbindung mit dem hohen Tempo der Geschichte fliegen die Seiten nur so dahin und man kann sich schwer von dem Buch losreißen.

Fazit: Tribute von Panem meets Butterfly Effect, das war mein erster Eindruck. Was aber absolut nicht negativ zu bewerten ist, denn die Geschichte entwickelt sich auf eine eigenständige, überraschende Weise, die mich absolut überzeugen konnte. Kleine Abzüge gibt es, weil bei den Protagonisten und deren Beziehung zueinander noch Luft nach oben bleibt.