Rezension

Komplexer Krimi, der eine Vielzahl von Fällen verbindet  

Natrium Chlorid -

Natrium Chlorid
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 4 Sternen

Carl Morck und sein Sonderdezernat Q haben es auch in diesem Krimi nicht einfach. Nachdem im letzten Teil eher das Privatleben von Assad neben dem eigentlichen Fall im Mittelpunkt des Geschehens stand, ist es diesmal Carl, dessen Leben auf den Kopf gestellt wird.

 

Nicht nur, dass er und sein Team einem Serienmörder auf die Spur kommen, der offenbar seit Jahrzehnten sein Unwesen treibt und dem zahlreiche bisher ungelöste Fälle zugeordnet werden können – plötzlich rückt Carl selbst ins Visier von Ermittlern, als auf seinem Dachboden ein Koffer mit Drogen und sehr viel Geld gefunden wird. Das alles schlägt den Bogen zurück zum ersten Fall des Sonderdezernats Q.

 

Man sollte dieses Buch also nicht gerade ohne Vorkenntnisse der Reihe lesen, aber ich denke, die wenigsten Leser werden „Neulinge“ sein. Dennoch muss man die Gedanken zusammenhalten und vielleicht gelegentlich sogar ein Blatt Papier und einen Stift zur Hand haben. Denn das Team führt in kurzer Zeit so viele Fälle zusammen, dass man leicht den Überblick darüber verlieren kann, welche Person wann mit welchem Fall zu tun hatte. Natürlich ist die Geschichte dadurch äußerst komplex und man merkt Jussi Adler-Olsen an, wie routiniert er mittlerweile solche vielschichtigen Plots beherrscht. Dennoch frage ich mich, ob dieser Fall, der sich zu einer riesigen Fall-Serie entwickelt, unbedingt parallel zu Carls Verstrickung in den alten „Druckluftnagler-Fall“ erzählt werden musste. Das verlangt den Lesern schon einiges ab.

 

Darüber hinaus habe ich mich gefragt, ob die wenigen Bruchstücke, die die Ermittler am Anfang zur Verfügung haben, sie wirklich auf die Spur dieser jahrzehntelangen Mordserie (und deren Zusammenhänge) bringen konnten. Teilweise empfand ich es schon als etwas weit hergeholt.

 

Positiv ist mir aber aufgefallen, dass der Autor die jüngsten Geschehnisse auf diesem Planeten nicht ignoriert (wie so viele seiner Berufskollegen). In vielen Büchern herrscht nach wie vor eitel Sonnenschein, was das Vorkommen diverser Viren betrifft… kaum ein Autor macht sich die Mühe, die aktuelle Corona-Situation einzubinden. Nicht so Jussi Adler-Olsen. Er lässt seine Protagonisten im Dezember 2020 Mund-Nasen-Schutz tragen und fluchen, weil so viele Kollegen wie möglich ins Homeoffice „ausgelagert“ sind. Genau so, wie sich die Situation nun mal darstellte. Es hat mich positiv überrascht, dass der Autor nicht versucht hat, einen Kniff zu finden, um die ganze Corona-Situation außen vor lassen zu können, sondern dies einbezogen hat, auch wenn es das Schreiben des Romans sicherlich nicht einfacher gemacht hat.

 

Neben dem Showdown, den jeder gute Krimi bzw. Thriller in Bezug auf den dargestellten Fall hat, spitzt sich die Lage diesmal auch für Carl dramatisch zu. Jussi Adler-Olsen lässt seine Fans diesbezüglich mit einem ordentlichen Cliffhanger zurück, so dass klar sein dürfte: mindestens ein neues Buch wird es noch geben zum Sonderdezernat Q. Und die große Frage ist: wie geht es mit Carl weiter?

 

Alles in allem hat mich dieser 9. Fall für das Sonderdezernat Q wieder gut unterhalten, auch wenn die Handlung(en) diesmal nah an der Grenze zu „too much“ lagen. Dennoch – nach dem bösen Cliffhanger am Ende muss ich wissen, wie es weitergeht und warte gespannt auf den nächsten Band!