Rezension

Komplexität und Tiefe

Das Lied von Eis und Feuer 01. Die Herren von Winterfell - George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 01. Die Herren von Winterfell
von George R. R. Martin

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn man sich schon ein Fantasy-Buch vornimmt, dann dieses. Es ist eines der wenigen, das es ernst meint mit seiner Welt und von dieser dann auch noch auf eine sehr erwachsene Weise erzählt. Mit erwachsen meine ich, dass es konsequent, komplex, hart und auch tiefgründig ist. Vor allem ist es eines der Fantasy-Epen bzw. eine der Fantasy-Reihen, die einen erzählerisch nicht unterfordert.

George R. R. Martin ist jemand, der einen weiten Bogen spannt, unglaublich detailliert schildert und dadurch eine große und großartige Welt erschaffen hat. Jedesmal, wenn ich hineinlese, freue ich mich aufs Neue über die Tiefe und die Komplexität der Figurenzeichnung und der Handlungsführung. Martin erzählt über das Menschliche und lässt dabei nichts aus. Nicht die Liebe, den Krieg, den Sex, die Grausamkeit, Intrigen, Gier und so weiter und so fort. Alles hat Platz in seiner Welt und findet statt, genauso wie es das in unserer Welt tut.

Großartig ist auch, wie Martin mit Erwartungen spielt. Er bedient die Bedürfnisse von Fantasy-Lesern, schenkt ihnen Drachen und Rittersmänner, und lässt sie an politischen Intrigen teilhaben. Aber er unterläuft sie auch, variiert und bewahrt sich seinen Eigensinn und damit den Eigensinn seiner Welt. Was unglaublich wichtig ist, wenn man eine unverwechselbare literarische Welt erschaffen will.

Ich bin gespannt auf die Zukunft, darauf, wie sich die Geschichte weiter entwickeln wird, wie Martin die einzelnen Erzählstränge zusammenführen wird. Oder auch nicht.

Kommentare

Cthulhu kommentierte am 03. April 2014 um 17:30

"Es ist eines der wenigen, das es ernst meint mit seiner Welt und von dieser dann auch noch auf eine sehr erwachsene Weise erzählt."

Du liest wohl nicht viel Fantasy, oder? "Lied von Eis und Feuer" ist in der Tat großartig, aber es ist wahrlich keine Ausnahme, was die Komplexität betrifft. Im erwachsenen Fantasy-Genre gibt es zahlreiche ausgezeichnete Bücher, die nur nicht die gleiche Aufmerksamkeit genießen. "Lied von Eis und Feuer" gibt es immerhin auch schon seit Anfang der 90er, nur liest es jetzt auf einmal jeder, weil die Fernsehserie so populär ist...