Rezension

Konfrontiert den Leser hart mit seiner Sterblichkeit

Der Wurm in unserem Herzen - Sheldon Solomon, Jeff Greenberg, Tom Pyszczynski

Der Wurm in unserem Herzen
von Sheldon Solomon Jeff Greenberg Tom Pyszczynski

Bewertet mit 5 Sternen

Sheldon Solomon, Der Wurm in unserem Herzen, DVA 2016, ISBN 978-3-421-04725-0

„Wie das Wissen um die Sterblichkeit unser Leben beeinflusst“ – darüber haben die drei amerikanischen Psychologen Sheldon Solomon, Jeff Greenberg und Tom Pyszczynski in mehr als dreißigjähriger intensiver Zusammenarbeit geforscht und mit ihren schon mehrfach  ausgezeichneten Arbeiten die moderne Psychologie nicht unerheblich beeinflusst.

 

Nun legen sie in der deutschen Übersetzung von Susanne Kuhlmann-Krieg ihre gesammelten Forschungserkenntnisse in einem Buch vor, dem sie den Titel „Der Wurm in unserem Herzen“ gegeben haben. Mit dieser Formulierung bezeichnete der amerikanische Psychologe und Philosoph William James in seinem Hauptwerk „Die Vielfalt der religiösen Erfahrung“ das Wissen um unsere Vergänglichkeit.

 

Schon Sigmund Freud hatte in seinem Werk neben der Sexualität die Angst vor dem Tod als den wesentlichen Antrieb menschlichen Lebens bezeichnet und identifiziert. In ihrer „„Terror Management Theorie“ genannten und in diesem Buch auch sehr ausführlich und vor allen verständlich beschriebenen Theorie legen die Autoren dar, dass die wesentlichen Antriebe des Menschen, jede Entscheidung, jede Haltung, jede Reaktionsweise, vom individuellen bis zum kulturellen und politischen Bereich verständlich gemacht werden können durch das Wissen um die eigene Sterblichkeit und die Angst davor.

 

Der Wunsch, dass aus unserem Leben irgendetwas übrigbleibe, nachdem schon der Körper vergeht, bringt Menschen zu den erstaunlichsten Leistungen und Verhaltensweisen zu ihren Lebzeiten.

 

Die Lektüre des Buch ist, obwohl es verständlich geschrieben ist, für jeden Leser starker Tobak, denn es konfrontiert ihn sozusagen auf jeder Seite mit dem Hinweis, dass auch er sterblich ist und sein Leben jeden Augenblick zu Ende gehen kann. Der Autoren Schlussfolgerung ist so einfach wie schwer für die meisten: mit dem Tod leben.

 

„Finden Sie sich mit dem Tod ab. Verinnerlichen Sie, dass Sterblich-Sein zwar beängstigend ist, unser Leben aber auch grandios bereichern kann, weil es uns mit Mut und Mitgefühl erfüllt und an künftige Generationen denken lässt. Suchen Sie nachhaltigen Lebenssinn durch Ihre ganz eigene, höchstpersönliche Kombination aus Werten, sozialen Bindungen, Spiritualität, ihren persönlichen Fähigkeiten, im Einssein mit der Natur und Augenblicken transzendentaler Erfahrungen.“

 

Ich bin mir aus eigener Erfahrung sicher, dass sich das eigene Leben tatsächlich verändert, wenn man diesen Weg beschreitet.