Rezension

Konnte leider nicht ganz überzeugen

Odessa Star - Herman Koch

Odessa Star
von Herman Koch

Bewertet mit 3.5 Sternen

Fred Moormann befindet sich in einer Art midlife- crisis. Seine Ehe ist nicht mehr das Wahre, die Beziehung zu seinem Sohn ist nichtssagend, mit seinem ganzen Leben ist er einfach unzufrieden. Da trifft er durch Zufall Max, einen ehemaligen Schulkameraden wieder. Max hat viel Geld, jede Menge Frauen und scheint eine große Nummer im kriminellen Milieu zu sein. Das beeindruckt Fred und er beginnt den Kontakt zu Max zu intensivieren.

Fred entwickelt sich dabei immer mehr zum absoluten Unsympath. Er verhält sich manipulativ, zynisch und gemein, ist hasserfüllt und voller Abscheu den Menschen und der Welt gegenüber.

Koch beschreibt hier bitterböse und satirisch den moralischen Verfall. Er nimmt die Bürgerlichkeit mit all ihren Institutionen, der Ehe, der Familie, auch der Staaten aufs Korn. Dies ist durchaus unterhaltsam und witzig zu lesen, wenn gleich auch Gefühle wie Abscheu, Ekel und einfach nur fassungsloses Erstaunen hervorgerufen werden.

Den Schreibstil fand ich sehr gut, gewohnt flüssig und eloquent. Erzählen kann Koch wirklich gut. Und dennoch enttäuschte mich der Roman etwas. Der Spannungsaufbau überzeugte mich nicht. Es blieb alles irgendwie auf einer Linie, ohne wirkliche Höhepunkte. Mir ist nicht wirklich klar geworden, was nun das Wesentliche, das wirklich Bedeutsame sein sollte. Es wirkte wie eine aneinander gereihte Beschreibung. Es fehlten die Konturen.

Fazit: Eine Satire über die Bürgerlichkeit, unterhaltsam und abgründig, doch leider in der Komposition nicht überzeugend. Hier ist Kochs späterer Roman „Angerichtet“ weitaus empfehlenswerter.