Rezension

Konnte meine Erwartungen leider nicht erfüllen

Chef's Kiss -

Chef's Kiss
von Jarrett Melendez

Als ich die Leseprobe sah, war ich sofort Feuer und Flamme für diese Graphic Novel. Leider konnte mich die Geschichte in vielen Punkten nicht wirklich überzeugen, aber alles der Reihe nach.

Ben hat die Schule beendet und teilt sich mit Freunden eine WG. Alle müssen sich die Frage stellen, wie es nun beruflich weitergehen soll.

Insgeheim träumt Ben von einer Karriere als Schriftsteller, doch der Weg dorthin ist unerwartet steinig. Er verfügt über keinerlei Berufserfahrung und tingelt von einem Vorstellungsgespräch zum anderen. Zu dem inneren Frust kommt noch der Druck von außen. Was soll er seinem Eltern sagen und wie werden sie die Wahrheit aufnehmen?

Dieser "Erwartungsdruck" wurde in meinen Augen sehr authentisch dargestellt. Man möchte niemanden enttäuschen, man möchte, dass die Leute stolz auf einen sind. Und dass es alles andere als einfach ist, das Richtige im Leben zu finden (besonders in jungen Jahren) ist in meinem Augen auch etwas ganz Normales.

Ich hatte ehrlich gesagt anhand der Leseprobe eine Feel Good Story erwartet. Stattdessen drehte sich alles um Erwartungen von außen, innerer Druck, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Man hat regelrecht mit Ben und seinen Freunden gelitten und hat gespürt, dass irgendwann das Gerüst aus Lügen und gespielter heiler Welt zusammenbrechen wird.

Gefallen hat mir hingegen Watson. Ein Charakter, der die Geschichte teilweise etwas auflockern konnte, auch wenn die Feel Good Stimmung bei mir während des Lesens nicht wirklich aufkam. Auch fand ich den Zusammenhalt in der WG klasse. Alle reden offen über ihr Innenleben und es gibt viel Verständnis und Verbundenheit. Besonders die Freundschaft zwischen Liz und Ben fand ich toll. Ebenfalls haben mir die Charaktere aus dem Restaurant gefallen, da diese viel offener und weniger engstirnig waren.

Ich fand es schade, dass so wenige an Ben geglaubt haben und dass es auch heute noch so wenig Akzeptanz und Toleranz für eigene Träume und Diversität gibt. Für mich ging das mit Liam und Ben persönlich auch etwas zu schnell.

Die Geschichte wird zwar als "queere Geschichte" gefeiert, was in meinen Augen der Geschichte nicht wirklich gerecht wird, da Diversität nicht das Hauptthema des Buches ist.