Rezension

Konnte mich fesseln

Wolfsspiel - Christian Jaschinski

Wolfsspiel
von Christian Jaschinski

Bewertet mit 5 Sternen

Die Protagonisten und ihre Geschichte

Kommissar Florian Dreier ermittelt im Kreis Lippe in einem Mordfall. Auf seinen Partner Bernd Rohde kann er nicht zählen, da dieser aufgrund familiärer Umstände fast täglich zu spät zur Arbeit erscheint oder früher Feierabend macht. Doch Florian hat noch ein viel größeres Problem. Nach dem Tod seines besten Freundes fällt es ihm schwer, wieder regelmäßig in Kontakt zu dessen Witwe Tara zu treten. Auch zuhause fehlt ihm ein fester Halt, denn die Beziehung zu seiner Freundin steht – mal wieder – auf off.

Tara Wolf ist Strafrichterin. Auch nach vielen Jahren kann sie sich nicht damit abfinden, wenn ein Schuldiger auf freien Fuß gesetzt werden muss, deswegen ermittelt sie mit ihrem Nachbarn, dem Paläontologen Peter Falke, und der jungen Hackerin Lou Ritter auf eigene Faust. Der beste Freund ihres verstorbenen Mannes, Florian Dreier, ist davon zwar nicht begeistert, aber für den einen oder anderen Hinweis ist er dankbar. Seit Taras Mann kaltblütig erschossen wurde, arbeitet sie außerdem daran, auch seinen Mörder zu Fall zu bringen und dafür überschreitet sie nicht nur Grenzen, sondern bringt auch sich selbst in Gefahr.

Meine Gedanken zum Buch

Christian Jaschinski hat eine breitgefächerte Palette an Charakteren geschaffen, die von einem sympathischen Ermittlerteam über eine eine toughe Strafrichterin mit verlässlichen Freunden bis zu einem Staatsanwalt reicht, den ich vom ersten Satz an am liebsten auf den Mond geschossen hätte.

Zu Anfang des Buches hatte ich das Gefühl, dass mir Informationen zu Florian, Tara und den Menschen um sie herum fehlen. Nach und nach haben sich mir dann die Zusammenhänge erschlossen. Erst am Ende des Buches habe ich entdeckt, dass es tatsächlich eine Vorgeschichte in Form von elf Kurzgeschichten im Buch „Mörderisches Lipperland“ gibt. Doch keine Sorge, man kann „Wolfsspiel“ auch ohne Vorkenntnisse lesen, es wäre für mich anfangs nur etwas weniger irritierend gewesen, wenn ich von den Kurzgeschichten gewusst hätte.

Obwohl der Verlauf des Krimis eher unaufgeregt ist und ich bereits gegen Mitte des Buches eine Ahnung hatte, wer der Täter ist, hat das der Spannung keinen Abbruch getan. Das mag auch daran liegen, dass der Autor mehrere Handlungsstränge nebeneinander laufen lässt und ich mir trotz meines Verdachts lange Zeit nicht sicher sein konnte, ob ich richtig liege.

Wie es sich für einen Regionalkrimi gehört, spielt viel Lokalkolorit in die Geschichte mit ein. Da ich das Lipperland nur vom Hören-Sagen kenne, war ich dankbar, dass Christian Jaschinski auf seiner Seite eine Karte der Region zeigt, an der ich mich bei den Schauplätzen orientiert hat.

Das Buch konnte mich fesseln, manchmal hat mich der eine oder andere Charakter ziemlich auf die Palme gebracht, aber noch öfter haben mich die schlagfertigen Dialoge gut unterhalten. Mit dem Ende des Buches ist der Mordfall abgeschlossen; bleibt Taras Lebensgeschichte. Eine kurze Szene am Ende war für mich ein Hinweis darauf, dass hinter dem Mord an Taras Mann noch viel mehr steckt, als sich vermuten lässt und auch ohne einen ausgefeilten Cliffhanger hat Christian Jaschinski mich natürlich neugierig gemacht, wie es im Kreis Lippe weiter geht.